Jazz :: KLAUS VON SECKENDORFF

Die Subtile (unter den diesmal ausnahmslos Vietsternigen): Was tun mit einem freien Studiotag? Pianist KENNY WERNER hatte überraschend schnell Kompositionen der Avantgardemusikerin Myriam Alter eingespielt – mit den Bill-Frisell-Kumpanen Joey Baron (d) und Marc Johnson (b). Spontan setzten die drei statt dessen auf,, UndeprotectedMusic“(Double Time/sunny moon), die bei aller freien Improvisation nie ihre melodischen Anknüpfungspunkte aus dem Blick verlor. Eine Session der magischen Stimmungen.4,0

Die Kompromißlose: Wer bei den so schroffen Klangeruptionen von TRAKT FNW zum Ohrstöpsel greift, verpaßt feinsinnige Konstellationen, die von Sax, Baß und Schlagwerk konzeptbewußt mitten ins Zentrum eines Fortissimo-Hurrikans von „50:46“ Minuten Dauer getragen werden. Radikaler noch ab früher Zorn, zu bestellen nur unter der Telefonnummer 089/789292. 4,0

Die Weise-. Nun also endlich auch JNature- The Essence Part IW (Atlantic/ eastwest) als Abschluß fürs dreistufige Opus magnum des spannendsten Pianisten unter den Altmeistern des Jazz. Typisch für den Unberechenbaren, daß AHMAD JAMAL den Steel Drums von Othello Molineaux mehrfach die Führung überläßt. Sax-Star Stanley Turrentine hat mit „Devils In My Den“ einen rauh-heftigen Gastauftritt Ansonsten bewähren sich einmal mehr James Cammack (b) und Idris Muhammad (d) bei dynamisch ausgefeilten Abenteuern zwischen Bop, Avantgarde und Filmmusik-Ballade.4,0

Die Entspannte: Anita Baker swingte souverän („Summertime“ und „My Favourite Things“), Ron Carter und Billy Higgins standen für unterschiedlichste Grooves gerade. James Carter fühlte sich bei mit Soul angereicherten Songs zu Hause, und selbst deren Komponist „CYRUS CHESTNUT“ (Atlantic) hat gemerkt, daß ein legendärer Produzent wie Ahmet Ertegun ihn schlicht gewähren lassen wollte. Eine Chance, die er vom Stride-Interlude bis zum Gospel-Solo lustvoll zu nutzen wußte. 4,0

Die Verführerische: Schon 1995 zeichnete sich ab, daß TRINE-LISE VAERING in Skandinavien eine ähnliche Rolle spielen könnte wie Holly Cole in Kanada: zwischen Jazz und eigenwilligem Songwritertum, ,Jn So Many Words“

(Stunt/sunny moon) ist alles andere als geschwätzig, vielmehr ein noch reiferes kammermusikalisches Popjazz-Juwel, bei dem jeder Streicher- und Bläserton wohlbedacht erklingt und Vaerings bewährte Instrumentalisten Bobo Stenson (p), Mads Vinding (b) und Alex Riel (d) zeigen können, daß selbst sanfter HipHop-Einfluß sie nicht aus dem Konzept bringt. 4,0

Die Gezähmte: „Weniger Töne“ hatte der junge Wilde unter den Hipstern des Jazz-Gesangs nach dem ganz schön durchgeknallten Zweitwerk „Messenger“ versprochen. KURT ELLING meint es erst mit „This Time It’s Lore“ (Blue Note) und ordnet sich sehr vage zwischen Mark Murphy und Sinatra ein: fast lauter Standards und neue Vbcalese-Adaptionen zu Songs von Freddie Hubbard und Mc-Coy Tyner. Allerdings ist er zum Glück denn doch „Too Tfoung To Go Steady“ und läßt neben all dem bravourös Gediegenen gelegentlich jenen wunderbaren Wahnsinn aufblitzen, der bei seinen Live-Auftritten sogar überhand zu nehmen droht.4,0

Die Tiefe: Nix als Baß und Cello (der elektrifizierten Art) smells like avantgarde. Aber schon der Einstieg klingt satt und warm nach groovendem Folk, Funk 8C Fun. Letzteren pflegt ERIC LONGSWORTH bei seinen kultverdächtigen Auftritten als Cellist, seit er Jazz der Klassik und das Stehen dem Sitzenvorzieht MARC JOHNSON hat Fun bisher vor allem mit Bill Frisell gehabt, und auch diesmal lauert Country gleich um die Ecke oder erdiger Blues. Selten war Minimalismus so unwiderstehlich baß&spaßbetont wie auf JfTrees CouldFly“ (Intuition/Schott). 4,0

Die Deutsche: Was soll’n wir tun mit dem deutschen Liedgut (selbst mit einem Drunken Sailor hat man’s da leichter)? Bassist DIETER ILG setzt seine „Fieldjwrfe“Qazzline/EFA) da fort, wo schon „Folk Songs“ anno 1977 mutig Neuland aufgetan hat: „Guten Abend, Gute Nacht“ wird trotz diskreter Latin-Einsprengsel country-kompatibel (Gitarre: Wolfgang Muthspiel), „SchlafKindlein, Schlaf würde Ry Cooder Ehre machen und „Winter Ade“ könnte gar Jungle-Fans gefallen. 4,0

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