Jingo de Lunch :: Land Of The Free-ks

Die Kreuzberger zeigen nach jahrelanger Pause noch mal Zähne.

Als Metal Ende der 80er-Jahre ein bisschen dekadent zu werden begann, zeigten Jingo de Lunch, wie man das Genre wieder flott bekam: mit einer dem Punk und Hardcore entliehenen Unbedarftheit, energetischen Unmittelbarkeit, einem bei aller Haudrauf-Attitüde hookverliebten Songwriting und dem Naturereignis Yvonne Ducksworth, die so ziemlich gegen alle Regeln verstieß, wie man als Frau im harten Fach zu singen hatte. Das besaß die nötige Rabiatesse, und zwei Pfund Soul gab es obendrauf.

Der nach jahrelangem Ochsen im Underground unterschriebene Major-Deal war ein großes Missverständnis. Die Jingos klangen viel zu solitär, um die von ihnen erwarteten Renditen einzuspielen. Sowas zieht bekanntlich Stimmung ab. Mitte der Neunziger war Schluss. Und jetzt dieses Album, das klingt, als wäre es gleich nach „Axe To Grind“ entstanden, in einer Zeit also, da ihre Konjunkturkurve steilging und der Spaß noch keine Grenzen kannte. Die Kreuzberger Abrissbirne kreist hier einmal mehr durchschlagend und doch filigran, die Sirene Ducksworth lässt ihr Triumphgeheul durch die asphaltierte Nacht gellen – und morgens wacht man wieder auf mit einer dieser unwiderstehlichen Refrains auf den Lippen. (Nois-o-lution/Indigo) Frank Schäfer

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