Joan As A Police Woman & Benjamin Lazar Davis

Let It Be You

Reveal/H'Art

Vor ein paar Jahren war Joan Wasser in Äthiopien. Damon Albarn hatte die New Yorkerin eingeladen, im Rahmen seines Projekts Africa Express mit einheimischen Musikern zu jammen. Später schwärmte sie in einem Interview von ihrer bisher „schönsten musikalischen Erfahrung“. Dabei hat die ausgebildete Violinistin schon allerhand erlebt; sie spielte bei Antony & The Johnsons, bei Rufus Wainwright und mit mehr als einem Dutzend anderer Großkünstler. Parallel veröffentlichte die Frau, die ihren nervigen Künstlernamen einer TV-Serie verdankt, auch noch fünf Soloalben.

Inspiriert von Pygmäen-Musik

Nun hat sie einen anderen Afrikareisenden kennengelernt: „Let It Be You“ ist eine Kooperation mit Benjamin Lazar Davis. Ein bärtiger, noch relativ unbekannter Wuschelkopf aus Brooklyn, der sich auf seiner Webseite als „a gifted multi-instrumentalist, singer-songwriter, arranger, composer and producer“ bezeichnet und zuletzt als Bassist von Okkervil River in Erscheinung getreten ist. Das gemeinsame Album sei von der Musik der Pygmäen inspiriert, behauptet das Duo. Wer diese polyrhythmischen Gesänge gehört hat, vergisst sie so schnell nicht mehr. Schon der Pianist und Komponist György Ligeti kombinierte die Musik der Aka-Pygmäen mit seinen Kompositionen.

Leider ist „Let It Be You“ dann doch eher ein normales Pop-Album für Erwachsene geworden, verfeinert mit einer Portion Soul und ein paar afrikanischen Impressionen. Die sind im rhythmisch komplexen „Broke Me In Two“ schön zu hören, aber vor allem der Titelsong überzeugt mit raffiniert versetztem Händeklatschen. Mit der verschachtelten Rhythmik der Pygmäen hat das trotzdem wenig bis nichts zu tun. „Motorway“ erinnert eher an die ruhigeren Stücke von Prince, „Easy Money“ könnte als soulige Dr.-Dre-Produktion durchgehen, die meisten anderen Songs stehen für ordentliches Songwriting, vergleichbar mit dem von Cat Power oder Feist. Und das ist vielleicht auch das Problem von Joan Wasser (und in dem Fall auch das ihres musikalischen Begleiters): Enormes musikalisches Können trifft auf Songs, die einfach nicht richtig abheben. Etwas mehr Mut hätte „Let It Be You“ gutgetan.