Joan Shelley

Joan Shelley

No Quarter/Cargo

Minimalistisch-intime Folkpoesie, in Wilcos Loft produziert

So schön, so sanft, so zärtlich kann Schlussmachen klingen. „Well, I’ve been the chaser too long“, singt ­Joan Shelley, sucht sich einen langsamen Walzer aus, um mit ihrem Gegen­über abzurechnen und ihn zu fragen, ob es nicht fürchterlich einsam sei, sich immer nur um sich selbst zu drehen, immer nur gleichgültig zu sein. Der Ton ihrer Stimme hat ­eine einschüchternde Klarheit, Anmut und Würde, und durch „Wild Indifference“ schimmert statt Bitterkeit Empathie.

Das fünfte Album der Singer-Songwriterin aus Louisville/Kentucky, ist ein mild-empfindsames Folkmeisterwerk des Minimalismus, der Konzentration aufs Wesentliche, ­eine von Americana und Naturromantik beseelte Platte, die keine Ablenkung zulässt. Während Shelley vom Mit- und Gegeneinander der Liebe erzählt, sorgt Wilco-­Chef Jeff Tweedy als Produzent vor allem dafür, dass zwischen den feinen Fingerpickings zwar hin und wieder die schlurfenden Drums seines Sohns Spencer oder ein zaghaftes Klaviermotiv zu hören sind, vor allem aber viel Platz zum Nachdenken bleibt.