Joe Ely – Streets Of Sin :: Roots von Jörg Feyer
Schon 56 und immer noch auf der Flucht: Muss nicht selbst Joe Ely irgendwann zur Ruhe kommen? Lieber nicht, solange der Texaner Unrast als nichts als Normalität definiert und in seiner Musik ein veritables Ventil findet, diese auszuhalten. Was ein Geständnis wie „That’s Why I Love You Like I Do“ ja nicht ausschließt. Motiviert womöglich von der Flatlanders-Reunion, ist Ely mit seinem 16. Album so nah an seinen Lubbock-Roots wie lange nicht mehr. Symptomatisch variiert „Fightin‘ For My Life“ gleich den berühmten Buddy-Holly-Beat und „Wind’s Gonna Blow You Away“ kann nur vor endlosem West-Texas-Horizont wehen. Beschränkt im Ausdruck, aber nie in seiner Empathie besingt Ely Flutopfer, Farmerschicksale, Rennbahnjunkies und – als swingendes Rezitativ den „Carnival Bum“, der immer wieder der Liebe hinterherzieht. Zu guter Letzt fahndet er beschwörend nach dem alten Joe, „before he loses it all“. Manchmal kann man ja sogar auf der Flucht etwas finden. (R0under/in-akustik)