Joey Ramone :: …Ya Know?
Gar nicht schlimm: liegengebliebene Demos des Ramones-Sängers
Liegengebliebene Demos aus den letzten 15 Lebensjahren des Ramones-Sängers Joey elf Jahre nach dessen Tod aufpoliert rauszubringen, sieht schon arg nach Leichenfledderei aus. Und selbst wenn sich die Familie – hier Joeys Bruder Mickey Leigh im Verbund mit alten Joey-Kumpels und Weggefährten – um die Nachbearbeitung kümmert, ist das ja keine Garantie für ein würdevolles Andenken.
Der Aufmacher „Rock’n Roll Is The Answer“ verschreckt denn auch gleich mit stumpfsinnigem Refrain und Billig-Hardrock-Gitarre. Ramones-Klone mit den patentierten überschaubaren Akkordfolgen braucht ebenfalls kein Mensch, außer Ramones-Komplettisten. Genauso überflüssig die dröge Weihnachtsballade zur Unzeit, „Merry Christmas“, allerdings ist aus dem limitierten Ramones-Original von 1989 auch nicht mehr rauszuholen. Dagegen gewinnt „Life’s A Gas“ – schon auf dem letzten Band-Album „Adios Amigos“ 1995 die beste Nummer – hier in reduzierter Akustikversion.
Zum Glück versöhnen die Songs, die eher in der Glam-Tradition von den New York Dolls, Mott The Hoople, Bowie oder den Runaways (Joan Jett ist bei einem Stück dabei) stehen, und sorgen dafür, dass „… Ya Know?“ nicht so gleichförmig lärmt wie das erste, von Joey seinerzeit schon fertig produzierte Posthum-Album „Don’t Worry About Me“ von 2002 oder die letzten Ramones-Erzeugnisse. In den eng gesteckten Ramone-Rahmen zwischen Bubblegum-Melodien und Garagenrock-Gepolter passen auch noch ein wenig Girl-Group-Schmelz und Lagerfeuer- und Mariachi-Sentiment. Eine dann doch nette Platte ohne Raffinesse, aber mit solidem Flaschenbier-Feeling. (BMG) Andreas Banaski
Beste Songs: „Going Nowhere Fast“, „Cabin Fever“