John Grant

Love Is Magic

Der Gestaltwandler setzt diesmal auf Elektronik und Dada-Lyrik

John Grant ist ein musikalischer Gestaltwandler, der die Komplexität seiner Kompositionen gern hinter albernen Sprachspielen und ironisiertem Elektrokitsch versteckt. „Metamorphosis“, das vielstimmige Eröffnungsstück seiner diesmal vollständig der elektronischen Musik verschriebenen neuen Platte, treibt dieses gewitzte Kunstprinzip auf die Spitze. Throbbing Gristle paaren sich mit den Sparks und Tangerine Dream.

Dazu kredenzt Grant Dada-Lyrics wie „Broccoli with cheese sauce, how long can you be clean?“. Er beschwört den Geist von Immanuel Kant, ISIS und Marvin ­Gaye und badet zwischenzeitlich in einer Dream-Pop-Fanfare. Hier hat einer Spaß an musikalischer Diversität und Sprache.

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Mit seinem ergreifenden Debüt, „Queen Of Denmark“, verneigte Grant sich noch mit Glam-Balladen vor den 70er-Jahren. Das brütend-dunkle „Pale Green Ghosts“ erinnerte hingegen an kühle Club-Beats der Achtziger, während das letzte Album, „Grey Tickles, Black Pressure“, das Genre­gewirr der Neunziger spiegelte. Nun also die idiosynkratischen Nullerjahre? So leicht macht er es sich natürlich nicht. Grant hat inzwischen sogar die Pet Shop Boys im Ersinnen genia­ler Analogien überholt. Im wunderbar wehmütigen Titeltrack „Love Is Magic“ reimt er: „Have you got depression/ Passive aggression?/ Did they stop loving you/ And you’re the ­only one who doesn’t know?/ You forgot your medication/ And Sade is playing on the radio.“

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Der Sänger erweitert sein Arsenal von Geschichten über gedemütigte Liebende („He’s Got His Mothers Hips“) und wird in der harschen Amerika-­unter-Trump-Abrechnung „Smug Cunt“ auch politisch deutlich. Hin und wieder übertreibt er es mit seinen (Selbst-)Hass-­Erklärungen – wie im plumpen „Diet Gum“. Der überbordende, gehässige Humor steht bei Grant eigentlich in produktivem Kontrast zu den melancholie­­getränkten Melodien.

Doch die kalkulierte Konzentration auf Elektro-Brimborium sorgt hier zuweilen für eine gewisse Betäubung. Zum Glück versöhnen das mit Kraftwerk betriebene „Tempest“ und das zartbittere Schlusslied, „Touch And Go“, mit echter Magie.

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