John Hiatt – Anthology
Man tritt John Hiatt gewiss nicht zu nahe mit der Behauptung: Von manchen seiner Songs existieren ganz famose Cover-Versionen, die seinen Originalen mindestens ebenbürtig, wenn nicht noch um einiges besser sind. „The Way We Make A Broken Heart“, von Ry Cooder für „Borderline“ aufgenommen, zählt (für mich jedenfalls) genauso dazu wie Albert Lees Aufnahmen von „Pink Bedroom“ und „Radio Girl“ (immer noch nicht von A&M auf CD wiederveröffentlicht), Emmylou Harris‚ Deutung von „Icy Blue Heart“ und Kelly Willis‘ von „Drive South“ ebenfalls. Aber das ist ja auch nichts Ehrenrühriges, erst recht nicht angesichts der Tatsache, dass der Mann so manche erstklassigen Songs generös zunächst oder gänzlich werten Kolleg(inn)en wie Nick Löwe und Bonnie Raitt überließ.
Schließlich gibt es da ja auch noch einige Dutzend Kompositionen, die er am allerfeinsten interpretierte, nicht zuletzt jene mit den Goners in der Besetzung mit Sonny Landreth! Kostproben zuhauf bietet davon jetzt diese Doppel-CD – mit nicht weniger als 40 Aufnahmen, die er für mittlerweile sieben verschiedene Labels machte. Als „Very Best Of‘-Kondensat gibt es keine bessere Einführung in sein Schaffen. Auch die von Geffen, Raven, A&M und Capitol veröffentlichten Best-Of-Sampler kann man jetzt entsorgen. Zum einen, weil man hier auch rare Aufnahmen wie „The Way We Make A Broken Heart“ im Duett mit Rosanne Cash (Session-Outtake von“ftding With The King“, dort merkwürdigerweise nie veröffentlicht) findet.
Aber auch, weil diese handverlesene Auswahl die Aufnahmen noch dazu in bestem Hochbit-Remastering präsentiert! (Worauf man sich beim UMG-Oldies-Label Hip-O wirklich etwas einbilden darf.) Auch die jeweils fünf von „Bring The Family“ und „Slow Turning“ klangen nie besser als hier. Das waren die beiden LPs, die er – damals endlich von exzessivem Alkohol- und Heroin-Konsum ab – in den Liner Notes als den eigentlichen Beginn seiner Karriere betrachtet. Was zwar Nonsens ist, aber geschenkt. Einziger ganz kleiner Wermutstropfen: Weil es sich um Hiatts erste Label-übergreifende Retrospektive handelt, muss man sich zwecks Beschaffung an einen Importeur seines Vertrauens wenden. Was aber allemal lohnt bei dem Schaffen des noch immer produktiven Hiatt.