John Hiatt – Bring The Family

Manchmal half Hype dann doch. Von Kollegen der allerersten Garnitur (Bonnie Raitt, Leo Kottke, Ry Cooder) als Komponist, Gitarrist und nicht zuletzt als Sänger sehr geschätzt, hatte es John Hiatt bis zum 35. Lebensjahr geschaßt, von drei Major-Labels gefeuert und in diesem leicht vorgerückten Alter immer noch als Geheimtipp gehandelt zu werden. Und dass er sich von MCA als deren „new Elvis Costello“ propagieren ließ, war eher keine weise Entscheidung.

Seit „Borderline“ kein übler Ersatz für David Lindley bei den Aufnahmen und folgenden Tourneen von Ry Cooder, waren seine Songschreiber-Qualitäten da nun wirklich nicht mehr zu verkennen. Das mit Cooder und Jim Dickinson für einen Soundtrack komponierte „Across The Borderline“ war auf Anhieb ein Allzeitklassiker, sein an Cooder verschenktes „The Way We Make A Broken Heart“ eine so selbstlos generöse Tat wie Jahre später das Bonnie Raitt vermachte „No Business“.

Die Wertschätzung von Kollegen und Kritikern stand trotzdem weiter in umgekehrt proportionalem Verhältnis zu seinem allgemeinen Bekanntheitsgrad. Das änderte sich endlich, als er mit drei treuen Freunden ins Studio ging, um für die mittlerweile vierte Plattenfirma ein ziemlich schlackenloses Meisterstück einzuspielen. Cooder, Keltner und Nick Lowe assistierten in Höchstform, im Gegensatz zu all den Tony Viscontis und sämtlichen anderen renommierten Namen zuvor erwies sich John Chelew als kongenialer Produzent, der etwas von Rock’n’Roll-Klangqualität der allerersten Klasse verstand. Und das Sequencing war einfach genial. „Memphis In The Meantime“ an den Anfang zu setzen, war dieselbe prima Idee, wie „Tattoo You“ mit „Start Me Up“ beginnen zu lassen. „Thank You Girl“ hatte locker dieselbe Klasse, gut vier Minuten urgewaltige Rockmusik, Cooder in A&M/UMIS Das80er-Jahre-Meisterwerk des Songschreibers, remastered bester „Let It Bleed“-Form auch beim Solo. Die Songs waren mit kräftigen Prisen von Blues und Country Music gewürzt. Da passte als Kontrapunkt und Ausblick auf später Meisterliches in Sachen Folk, Blues und Roots auch die schön folkrockige Ballade „Learning How To Love You“ am Schluss. Auch wenn’s viele seither versuchten: Beseelter als Vater Hiatt, bei diesem Album mehr als einmal über Familie nachdenkend, hat das flehentliche Ewige-Liebe-Bekenntnis „Have A Little Faith In Me“ dann doch niemand gesungen.

Die neue SACD-Edition zeichnet sich durch die bekannten Vorzüge des Hochbit-Remastering aus: mehr Räumlichkeit, mehr Präsenz der Stimme, (viel) mehr Druck bei Gitarren und Bass, mehr Hörvergnügen also. Die Sonoma Workstation von Sony macht’s einmal mehr möglich… Die Tatsache nämlich, dass man hört, warum dieser John Hiatt einer der größten lebenden Soul-Sänger ist!

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