John Hiatt – Same Old Man :: Lakonisches Spätwerk des knarzigen Songschreibeis

Vor drei Jahrzehnten klang seine Stimme manchmal fast so verschlurft, dünn und sarkastisch wie die von Randy Newman. Die Stimme des älteren John Hiatt ist nun heiser, markig und knarzig – doch je verzweifelter er „I wanna thank you for asking me to love you again“ barmt, desto anrührender wird dieses Album voller gut geölter, in Nashville-Patent-Sound aufgenommener Balladen und Country-Folk-Schunkler. Mit der abgebrühten Lässigkeit des Dylan von „Highlands“ und „Things Have Changed“ tuckert Hiatt durch „On With You“, ein fabelhaftes Steel-Guitar-Stück mit schaufelndem Schlagzeug. „Same Old Man“ handelt in jedem Ton und jeder Zeile vom Festhalten am Leben — von der Liebe, von der Vergangenheit, vom späten Glück. Wie Nathan Zuckerman in Philip Roths „Exit Ghost“ krallt sich der Songschreiber an die alten Gefühle, die längst zu Liedern geronnen sind in der „mean old world“. Mit knorriger Entschlossenheit singt Hiatt „Let’s Give This Love A Try“ und schreckt nicht zurück vor dem Klischee „Two Hearts“. „If we could lay in this riverbed for a million years/ Don’t wake me up now, there’s something I might miss“, raspelt er in „What Love Can Do“.

Unter vielen guten Platten wie „Overcoats“und „Bring The Family“, „Slow Turning“ und „Stolen Moments“ – alle eine Weile – her ist „Same Old Man“ vielleicht die schönste. „My heart burns cherry red for you“, kräht der unverwüstliche Hallodri in einem der brennholztrockenen Stücke dieses knorrigen Erzählwerks, in dem der lakonische Ton in jähe Sentimentalität umschlägt.

Ein Land für alte Männer!

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