John Mellencamp :: Columbia / Sony
Herzattacke überstanden, Leben geändert, Alkohol und Zigaretten verbannt Freundin Elaine endlich geheiratet, der alten Plattenfirma einen Tritt gegeben und nach 14 Alben endlich mal eins unter dem eigenen Namen veröffentlicht -John Mellencamp hat eine Erneuerungsphase durchgemacht Aus dem Rocket; der das schnelle Leben trotz seiner Hinterwald-Residenz nicht besungen, sondern vollzogen hat, ist eine Art eider statesman in jeans geworden einer der gelernt hat, daß es nicht immer mit dem Kopf durch die Wand geht, schon gar nicht wenn man 47 Jahre alt ist Wenn man sich auf den Heartland Rock des Mannes aus Bloomington, Indiana einläßt, darf man vor Pathos nicht zurückscheuen. Ehrliche Arbeitertypen oder Farmer, bei denen der Geist überschaubar und der Horizont greifbar ist sind wie immer die Hauptfiguren im Mellencamp-Universum. Biblische Motive, Gleichnisse und Geschichten über Läuterungen und spirituelle Selbsterfahrung bilden von jeher die Rahmenhandlung – Themen, die sogar noch, äh, amerikanischer als bei Springsteen sind. Daran hat sich auf John Mellencamp nicht viel geändert Was gut ist, denn des Sängers ehrenwerter Anspruch, stets am Pub der Zeit zu bleiben, bescherte uns in den vergangenen Jahren verpatzte Alben wie „Dance Naked“ oder „Mr. Happy Go Lucky“.
Auf dem neuen Album hingegen, wo es außer einigen Tape-Loops und einem dusseligen Talking Heads-Zitat namens „Days Of Farewell“ kaum Modernismen gibt, offenbart sich erneut die eigentliche Stärke Mellencamps: Kräftige Melodien mit schlichten Arrangements, und um gute Refrains war Mr. Smalltown eh noch nie verlegen. So auch hier: „Your Life Is Now“ heißen die Hymnen oder „Eden Is Burning“, wo selbst Jack und Diane auferstehen, diesmal nicht ab Turtelnde, sondern ab gescheitertes Pärchen am Rande der Apokalypse. Kain und Abel (die schon auf „Dance Naked“ in „Brothers“ vorkamen) werden herbeigezerrt, um sich in „Fruit Trader“ vergeblich um eine allgemeingültige Moral zu streiten: „We’re just yelling in die dark/ We’re just pissin‘ in the wind“ heißt es da. Haben wir es doch immer gewußt Schön aber, daß wenigstens John Mellencamp seinen leuchtenden Pfad gefunden hat. Man gönne ihm doch endlich einen verdammten Heiligenschein (aus Phosphor).