JOSEF K – Endless Soul :: MARINA/INDIGO

Kafkas „Prozeß“ hat man vermutlich gelesen, damals in Edinburgh, als der Punk fast schon wieder vorbei war und „New Wave“ hieß. Costello und die Buzzcocks, grob gesagt, regierten in London, Television und Talking Heads in New York. In Schottland regierte das Label Postcard. Neben Orange Juice brachten sie Ende der 70er Jahre Josef K heraus – doch während Orange Juice noch heute verehrt werden und die Karriere von Edwyn Collins abwarfen, blieben Josef K apokryph. Paul Haig und Malcolm Ross haben es nicht so recht gepackt.

Ein Fall für das Marina-Label, das Raritäten aus der Blütezeit der Band für „Endless Soul“ zusammengestellt hat Schwer eklektisch ist diese Musik, monochrom, rasant und von Velvet Underground inspiriert: die schottische Seele nicht als Whisky-Schenke und Melancholie-Hort, sondern als Ort der Klarheit und der Schärfe. Und des Willens. Sie konnten nicht spielen, Paul Haig konnte nicht singen – diese gewöhnliche Dilettantismus-Kritik war ja gerade die Hebamme für den Punk. So muß man auch Josef K verstehen: Sie hatten die Platten gehört, nun wollten sie selbst etwas machen. Das ist nicht nur sympathischer als Handwerk und Professionalität, es bringt auch den Pop voran.

Heute gibt es dergleichen nicht mehr oft. Man denke bei diesen Songs an die ersten Talentproben der Talking Heads – erfüllender als die Skizzen waren die späteren Wandmalereien nie. Josef K hatten dieselbe Nervosität, denselben Puls, denselben Impetus. Die Unbedingtheit des Moments. Und übrigens auch Melodien. Nur für junge Menschen? Jung sind wir sowieso. Bloß über den Titel der Sammlung hätte man noch einmal nachdenken müssen.

Warum nicht „Forever Young“?

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