Justine Electra – Soft Rock
Frauen mit Gitarre und melancholischen Liedern gibt es schon lange. Mindestens so lange, wie es Hippies gibt. Frauen, die außer Gitarre und melancholischen Liedern auch noch Drum-Computer und elektronische Basslines einsetzen, sind ein jüngeres Phänomen. Doch so wie Justine Electra auf ihrem Debüt „Soft Rock“ klingt hat, man das überhaupt noch nicht gehört. Vor mehr als fünf Jahren kam die Australierin von Melbourne nach Berlin. Dort tat sie das, was alle tun: lebte in besetzten Häusern, legte Techno-Platten auf, sang mit dem Sonarkollektiv, schrieb eigene Songs, die sie in kleinen Klitschen aufführte.
Vielleicht wäre in einer anderen Stadt, mit einem anderen Umfeld, daraus etwas ganz anderes geworden. Hübsch handgemachter Songwriter-Folk oder poststrukturalistisches Ambient-Tuten. „Soft Rock.“ dagegen ist etwas Besonderes. Auf eine smarte Art feminin. Nachlässig und raffiniert zugleich. Folk ohne Landleben-Analogien. Das gesamte Album klingt, als sei es in Justines Schlafzimmer entstanden, beiläufig und dennoch sehr überlegt. Dualismen und scheinbare Widersprüche finden sich auch in den Songs. „Fancy Robots“ startet mit tiefen Orgel-Bässen, die von einer sanft geschlagenen Gitarre und elektronischen Handclaps abgelöst werden. Ein hypnotisches Lo-Fi-Vorspiel, das sich fast eine Minute hinzieht, bevor der sehnsüchtige Gesang einsetzt: „Fancy robots from the sun, Fancy robots coming through/ Put on your shoes, you know what to do.“ Dann kommt der Refrain, wo Justine Electra ein allerliebstes, hohes Joni-Mitchell-Kieksen gelingt.
Auch in „Killalady“ macht sie ein wunderbares „Aahhaa“, während im Hintergrund so lange die Gebetsglöckchen bimmeln, bis der böse Electro-Wolf knurrt. Justine Electra schwärmt von HipHop-Guys, die ihre Unterhosen zeigen und lässt es klingen wie ein Crossover aus R&B und Folk. Der Sinatra-Klassiker „Autumn Leaves“ wird bei ihr zu einer leicht verrosteten Spieldosen-Melodie, „Calimba Song“ mit einer einsam klappernden Kalimba und dieser unverwechselbaren Stimme ist sehr magisch, sehr sexy. Der Brasilianer Seu Jorge kriegt diese Leichtigkeit ähnlich gut hin. Auch Coco Rosie sind manchmal nicht weit, obwohl es Justine Electra weniger offensichtlich auf weirdness anlegt. Tolles Debüt.