Keith Richards

„Main Offender“

BMG (VÖ: 18.3.)

Das zweite Soloalbum des Riff-Königs plus Konzert

Er tat es nicht mehr aus kreativer Notwehr gegen Mick. Nein, Keith Richards fand nach „Talk Is Cheap“ einfach Gefallen daran, dass es noch diese andere, mit Co-Autoren wie Steve Jordan und Waddy Wachtel nicht übel besetzte Combo gab, die ihm gern zu Diensten war. Dieser Spaß an den X‑Pensive Winos ist „Main Offender“ nach wie vor anzuhören. Und selbst wenn hinter dem Spaß wenig Substanzielles wartet – wer, wenn nicht er, könnte das Riff als Selbstzweck zur Kunstform erheben?

Wer, wenn nicht er, könnte das Riff als Selbstzweck zur Kunstform erheben?

Hier gelingt ihm das gleich zum Auftakt mit „999“, derweil neun Songs später „Demon“ zum Ausklang fast dämonisch wirkt, gerade weil es als flauschiger Gutenachtgruß daherkommt. Dazwischen die erwartbar patentierten Riffs, flankiert von Ersatz- Soul („Hate It When You Leave“) und Ersatz-Reggae. Doch selbst im epigonalen One-Drop von „Words Of Wonder“ klingt noch Keefs Wertschätzung für das Original durch. Größer noch war der Spaß „Live In London ’92“, jetzt als CD-Zugabe bzw. Doppel-LP in Rauch-Vinyl im Artbook-Deluxe-Set.

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Damals riffte Richards im Town & Country Club in seinen 49. Geburtstag rein. Nach zuvor acht Gigs liefen die Winos längst auf allen Zylindern, nahmen den Druck aber auch mal geschickt raus. So ist die größte Mutprobe des Sets ein heruntergedimmtes „Gimme Shelter“, ganz auf Richards’ Vocal-Vermögen zugeschnitten, derweil „Before They Make Me Run“ als komprimierter Selbstläufer durchgeht.

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Sonst spielen sie alle Tracks teils deutlich länger als die Vorlagen, was aber nur partiell stört – zu gern lässt man sich davontragen vom Riff als Selbstzweck und Jordans Monster-Groove. Okay, 8:31 Minuten „Happy“ sind des Guten zu viel, wohingegen „Bodytalks“ eher ewig weitergehen könnte, featuring Co-Autorin Sarah Dash. Ihr richtiger Solo-Spot damals im Winos-Programm, „Time Is On My Side“, fehlt hier leider, wäre doch aber als Tribute für die im letzten Jahr verstorbene Ex-Labelle-Chanteuse eine schöne Verbeugung gewesen. You can’t always get what you want …