Ken Strinqfellow – Soft Commands

Was muss man sich manchmal alles anhören, von kleinen Jungs, die ihre mickrigen Gefühle aufblasen wie Luftballons. Da ist nicht mal heiße Luft dahinter, nur ein hohles Geklingel mit Worten. Ken Stringfellow, Frontmann der Posies, Gelegenheitsmitglied von Big Star, Minus 5 und derzeit auch Keyboarder von R.E.M., spielt in einer anderen Liga. Welche genau, darüber muss man erst mal nachdenken, denn die Songs seines dritten Soloalbums sind zwar alle großartig, aber stilistisch sehr unterschiedlich: mal elektronisch dunkel, wie in „For Your Sake“; mal im schaukelnden Reggae-Groove gehalten wie „You Become The Dawn“.

Am besten ist der Mann aus Boston, wenn er emphatischen Piano-Rock spielt, irgendwo zwischen Warren Zevon und Paul McCartneys Wings. Wenn er schnell mal ein paar perlende Läufe einfädelt, Gefühle zeigt, oder leidenschaftlich die Stimme hebt Der Refrain von „When U Find Someone“ ist eine herzzerreißende Hymne, ein Gottesdienst, eine Beschwörung der Liebe: „When you find someone who loves you like that/ You want them back in your life. „Je Vous En Prie“ erinnert an die dunkelromantische Seite der Doors.

Die Stücke des Albums wurden an den unterschiedlichsten Plätzen mit wechselnden Musikern aufgenommen, von Seattle bis Senegal. „Any Love“ etwa entstand in Stockholm, die Begleitband besteht sinnigerweise aus Schweden. Ein weniger guter Songwriter würde sich verlaufen in diesem Labyrinth von Städten, Stilen und Sidekicks.

Stringfellow dagegen scheint durchdrungen vom Glauben an Musik, seine Musik, aber auch die von anderen. Die europäische Version des Albums wird abgeschlossen von zwei Coverversionen: Buffalo Springfields „Down To The Wire“, geschrieben von Neil Young, und „Never My Love“ von The Association. Schöne Schlusspunkte eines wunderbaren Albums.

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