Kritik: „Wenn der Wind weht“

Regie: Jimmy T. Murakami

Die Zeichentrick-Umsetzung des Raymond-Briggs-Comics bildete 1986 den Schlusspunkt einer kurzen Phase amerikanischer und britischer Filme über die Atomkriegsangst. 1983 bewegten „Das letzte Testament“ und „The Day After“ das US-Publikum, und in Großbritannien strahlte die BBC 1984 das viel beachtete „Threads“ aus. In allen diesen Produktionen geht es um den sowjetischen nuklearen (Gegen-)Schlag und die Schicksale einzelner Familien in einer postapokalyptischen Welt, in der das Zusammenleben unter archaischen Bedingungen neu verhandelt werden muss.

„Heavy Metal“-Regisseur Murakamis werkgetreue Adaption von „Wenn der Wind weht“ widmet sich einem älteren Ehepaar auf dem englischen Land, das sich gegen die Folgen des Atomkriegs nicht wappnen kann. Hilda und Jim Bloggs versuchen an Alltagsroutinen festzuhalten, an festen Mahlzeiten und dem Schmieden von Plänen für die Zeit nach ihrer Rettung. Aber die MAD-Doktrin ist längst eingetreten, und die beiden Rentner siechen dahin, radioaktiv verstrahlt. Sie wussten nicht, dass man Regenwasser nicht mehr trinken darf. Das – tatsächlich existierende – „Protect and Survive“- Infoblatt der Regierung haben sie falsch verstanden.

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„Wenn der Wind weht“ ist ein Film über den Schrecken der Atombombe, natürlich, aber auch über die Notwendigkeit, Menschen aufzuklären und auf Worst-Case-Szenarien vorzubereiten. Das „Protect and Survive“- Programm hat Großbritannien mittlerweile auch deshalb eingestellt, weil es ein Überleben unter allen Bedingungen vorgaukelte, solange Anweisungen befolgt würden.

Nur sechs Monate nach Tschernobyl angelaufen, wurde dieses auch in seiner Trickfilm-Darstellung realistisch wirkende Werk dennoch wenig beachtet. Aber Musiker machten Wirbel. Für den Soundtrack trommelte Roger Waters seine Bleeding Heart Band zusammen, Paul Hardcastle und Genesis steuerten Songs bei, und David Bowie schrieb mit „When The Wind Blows“ sein traurigstes Lied. (Blu-­ray, Turbine Medien)