Kveikur :: Industrielle Revolution im verhallten Post-Rock-Universum
Nach dem leichtfüßigen „Með suð í eyrum við spilum endalaust“ mit seiner zarten Melancholie und dem orchestral hymnischen „Valtari“ schlägt das neue Album von Sigur Rós eine andere Richtung ein. Die verhallten Engelsgesänge haben sich die Isländer auch auf dem inzwischen siebten Studio-Album erhalten, ebenso ihre
weiten, kristallisierenden Soundlandschaften. Wie Lava brechen jetzt aus dem Untergrund auch dunkel dröhnende Bass-Ströme hervor und bahnen sich zu kraftvollen Rhythmen ihren Weg. Erdiger, dichter und weniger entrückt klingt das erste Album nach Ausstieg von Keyboarder Kjartan Sveinsson, ohne dabei an Atmosphäre einzubüßen.
Der Auftakt „Brennisteinn“ und der Titelsong mit Drums aus Industriestahl könnten fast aus der Feder eines Trent Reznor stammen -läge darüber nicht Jónsis hohe, mit Hall vervielfachte Stimme. Gelegentlich wird sie verzerrt oder wie bei „Yfirborð“ in tiefe Lagen gepitcht. Abwechslungsreich und vielfältig ist auch die Instrumentierung: neben Synthetischem stimmungsvolle Bläser und Streicher. Ein Piano trägt „Var“, ein folkloristisch angehauchtes Stück, das sich – wie viele Sigur-Rós-Songs – viel Zeit lässt und sich langsam entfaltet.
Den Weg, den Sigur Rós mit dem verhältnismäßig zugänglichen „Með suð “ eingeschlagen haben, verfolgen sie weiter. „Blápráður“ ist Rock mit großen Gefühlen und erinnert an Coldplay, allerdings ohne sich anzubiedern. Das einzig Kryptische und schwer Verständliche bleiben Titel und Texte -zumindest für Nicht-
Isländer. Der Rest ist kraftvolle Schwere, tröstende Melodie und Sigur-Rós-typische Sphäre -wie ein Nebelspaziergang am schwarzen Strand. (Beggars) SANDRA ADLER
Portugal. The Man