Lambchop :: Hank
Kurt Wagner ist ein komischer Kauz. Das ist der erste Eindruck, den seine geschmackvollen Slow-Motion-Burlesken hinterlassen, seine geschmacklose Cover-Kunst, sein lustloses Im-Song-Herumstochern bei Konzerten, bei denen er nur mit dem Bühnenpersonal kommuniziert und ab und an kichert, ohne erkennbaren Grund. Die Idiotie des In-Jokes.
Dann dämmert, daß sich Kurt selbst für einen komischen Kauz hält und sein Oddball-Charme nur integrativer Bestandteil ist dieser kirren, selten konsonanten Kammermusik. Der Mann grinst in den Spiegel und hält das für Ironie. „Pathetic Hindsight Music“: Unter diesem Banner verlegt Wagner seine Songs in der Music City USA.
„Introducing the new Nashville sound“, kündet das Cover von „Hank“, halb Brüllen im Wald, halb Wäre-es-doch-wahr. Der Titel suggeriert größere Nähe zur ewigen Ramme und Bereitschaft, Schmerz in diesen Songs zu bannen, sich selbst und dem Hörer wehzutun, rückhaltlos. Das Gegenteil ist der Fall, Dämonen bleiben draußen. Was bleibt, sind Demos, die musikalisch freilich wieder überzeugen, auch wenn sie nicht vollständig realisiert sind und Lücken lassen für die letzten Tupfer. Im Groben greift die Lambchop-Dialektik, im Detail versagt sie. Unter der Zeile „Every boy is an asshole“ liegt eine so lyrische Slide, daß selbst David Lindley das Flattern bekäme, und das schwerblütige Ensemble-Spiel geht in die Kniekehlen, macht schwach, lähmt durch Langsamkeit und dieses linde Lamento.
„The Tin Chime“ ruft Erinnerungen ab, private, wie es scheint, doch mit sinistrem Unterton. Die Doppelbödigkeit von Lyle Lovetts „Pontiac“ wird evoziert, ohne daß jedoch irgend etwas im Text auf Mord hindeuten würde oder auch nur auf Gefahr. Ist Wagner so subtil, sind Lambchop großartig. Ist er ordinär und reimt „No home, no food, no sex“ auf „Blame it on the brunettes“, sind Lambchop passabel. Ist er vulgär wie in den sinnlosen 36 Sekunden von „I Sucked My Boss’s Dick“, werden Lambchop ihrem obszönen Moniker gerecht.
Are you sure Hank done it this way?
Ans Label adressiert: Schön, daß Ihr alles auf Vinyl zugänglich macht, und eine lOinch ist eine verdammt feine Sache. Wenn die Pressung aber lausig ist und ein Track unterschlagen wird, ist das ein Rückgriff ins Rip-off-Repertoire. Um Kurt Wagner zu zitieren: „Oh, what a disappointment“