Larkin Poe

Venom & Faith

Tricki-Woo

Modernes Roots-Rock-Bekenntnis der Schwestern aus Atlanta

Wenn Edgar Allan Poe gewusst hätte, welch außergewöhnliche Blüten (kein Falschgeld, sondern absolut authentische Werte) sein Stammbaum noch hervorbringen würde, wäre er vielleicht weniger gruselaffin gewesen. Die fast schon übertrieben talentierten Literaten-­Nachkömmlinge Rebecca und Megan Lovell – der Name Larkin Poe ist der ihres Ururur­großvaters – verbeugen sich nicht nur vor ihren familiären Wurzeln, sondern fühlen sich auch dem Roots-Rock verwandtschaftlich sehr verbunden. Dabei streben sie jedoch keinen literarisch-intellektuellen Diskurs an, sondern den direkten Weg in die Autoradios: „We’re finding freedom on the freeway, changing lanes.“

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Die 1989 und 1991 geborenen Schwestern aus Atlanta/Georgia kennen alle Signa­ture-Riffs der Südstaaten (nicht ohne Grund hat Bob Seger sie in sein Vorprogramm eingeladen) und besitzen ein ausgeprägtes Delta-Blues-­Bewusstsein. Zu Ehren von Skip James covern sie auf „Venom & Faith“, ihrem vierten Album in fünf Jahren, seinen „Hard Time Killing Floor Blues“. Auch Bessie Jones’ A‑cappella-Nummer „Some­times“ aus dem Jahr 1960 haben die beiden charmant aktualisiert – mit zusätzlichen Textzeilen und dezenter, aber pointierter musi­kalischer Begleitung, inklusive eines beherzten Horn-­Arrangements. Bei den acht anderen Stücken handelt es sich um clevere, stattlich verchromte, aber immer bodenständige, traditionsbewusste Eigenkompositionen.

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Die Lovell-Schwestern haben den Großteil ihrer Instrumente höchstpersönlich eingespielt (bei „Mississippi“ bedient Tyler Bryant die Resonator­gitarre) und diesmal auch selbst produziert, in ihrer Wahlheimat Nash­ville. Man begegnet Megans antiker Lap-Steel-Gitarre (Rickenbacker, circa 1940) ebenso wie HipHop-­Referenzen („Fly Like An Eagle“) und Gospel-Anleihen („Ain’t Gonna Cry“). Es sind intuitive, selbstbewusste, willensstarke Songs, die „cherry cola sixpack“ auf „shell pink Cadillac“ reimen („Bleach Blonde Bottle Blues“). „Venom & Faith“ wird als modernes Roots-Rock-­Glaubens­be­kennt­nis nicht nur die Südstaaten überzeugen. Darauf kann man Gift nehmen.