Laura Lee – The Hot Wax Anthology :: Castle

Mit der gesamten „Bewegung“, sagte Laura Lee später, habe sie nie etwas im Sinn gehabt und sich mit deren radikalen Zielen auch nie identifiziert. Ein Stück praktischer Women’s Lib-Politik waren Lieder wie „Women’s Love Rights“ trotzdem. Das Hohelied der Emanzipation hatte sie schon während ihrer Chess-Jahre gesungen – mit „Dirty Man“ und „Up Tight, Good Man“ war sie damals erfolgreich in der Rhythm & Blues-Hitparade. Noch prominenter wurde sie, als das berühmte Team Holland/Dozier/Holland sie nach einer ziemlich frustrierenden Zwischenstation bei Atlantic Records für ihr neu gegründetes Label Hot Wax unter Vertrag nahm und das für sie maßgeschneiderte Songmaterial nach derselben bewährten Formel produzierte wie zuvor die der Temptations und anderer berühmter Motown-Vokal-Ensembles.

Im folgenden Hit „Love And Liberty“ beklagte sie, dass alle „fellas“ immer nur „Cinderellas“ wollen. Aber damit – auch mit den Tagen, in denen Frauen nicht wählen, nicht rauchen und eigentlich überhaupt nichts außer brav sein durften – sei es endgültig vorbei. Programm waren Holland/Dozier-Kompositionen wie „It s Not What You Fall For, It’s What You Stand For“. Die Cover-Version von „That’s How Strong My Love Is“ war eine ihrer besten Aufnahmen für das Label, die von „Every Little Bit Hurts“ eine andere. Und „When A Man Loves A Woman“ sang sie vielleicht nicht so herzzerreißend wie Solomon Burke, aber prima.

Unüberhörbar, dass Lee viele Jahre in der Gospelkirche gesungen hatte. Dass diese stimmgewaltige Dame bei uns nie so bekannt wurde wie Millie Jackson oder Ann Peebles, hat nichts mit ihrer Interpretationskunst, dafür alles mit den organisatorischen Rahmenbedingungen zu tun. Als Hot Wax und auch das Invictus-Label am miserablen Vertrieb zugrunde gingen, bedeutete das auch das Ende für ihre so hoffnungsvoll begonnene Karriere.

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