Lenny Kravitz :: It Is Time For A Love Revolution

Entweder hat Lenny Kravitz einen überraschenden Sinn für Humor und mehr Selbstironie, als wir ihm zugetraut hatten – oder k mor und mehr Selbstironie, als wir ihm zugetraut hatten – oder er merkt gar nichts mehr, „It Is Time For A Love Revolution“? Geht’s noch? Wir schreiben das Jahr 2008, und Kravitz tut, als wäre es 1967 für immer. Oder 1989, was für ihn ungefähr dasselbe ist. Damals erschien „Let Love Rule“, ein Album voll wunderbarer Retro-Gitarren und warmen Worten, von „Mr. Cab Driver“ jetzt mal abgesehen. Bei „Mama Said“ ging es fröhlich so weiter, die Feder-Boa wurde langsam etwas überdimensional, aber an Stücken wie „Always On The Run“ kam keiner vorbei. Noch war die Grenze zur Hippie-Karikatur nicht ganz überschritten, doch die Frage „Are You Conna Go My Way“ musste man schon dankend verneinen – zu viel vom Selben. Und etwas wirklich Interessantes hat sich in den 15 Jahren seitdem nicht mehr getan.

Jetzt also: Liebesrevolution. Noch einmal. Kravitz gibt zu Protokoll, er habe sich lange nicht mehr so frei gefühlt, circa seit „Let Love Rule“. Eine Beschwörung des frühen Ruhms, sicher. Aber auch wenn er jetzt in Brasilien und auf den Bahamas ohne Geld- und Zeitdruck aufnehmen kann und natürlich nicht mehr der (angeblich) naive Junge von einst ist: Ein bisschen von seiner Entspanntheit hat sich Kravitz zurückgeholt. In „Love Love Love“ zählt er auf, was er alles nicht braucht (Aktien, plastische Chirurgie. Zeitschriften), und man glaubt es ihm fast. Er klingt plötzlich ein bisschen wie die Chili Peppers – in den weniger Retro-seligen Momenten, wenn er lieber funky als sentimental sein möchte. Auch bei „Good Morning“ wummern die monotonen Gitarren den Glauben an den neuen Tag gleich gnadenlos weg, und tatsächlich: Die Milch ist sauer. Es ist also nicht alles eitel Sonnenschein in Kravitz‘ Welt.

Die Balladen dröppeln leider wieder relativ lahm vorsieh hin, obwohl sich zumindest „If You Want it“ zwischendurch ein bisschen aufschwingt. Und Liebesbekundungen wie „Will You Marry Me“ zeigen nur. dass Kravitz immer noch hauptsächlich Banalitäten textet und das auch nicht mit besonders leidenschaftlich gepresstem Gesang vertuschen kann. Besser gelingt ihm „A Long And Sad Goodbye“, sein Abschiedsgeschenk für den toten Vater – es ist so rührend over the top, dass man beim 30. „Papa!“ mitweinen möchte.

Hätte Lenny Kravitz statt 14 nur 10 Songs aufgenommen, wäre die Revolution vielleicht geglückt. So muss man ihm am Ende, falls man so lange durchhält, doch zustimmen: „How I miss all the good times, yeah yeah.“

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