Loudon Wainwright III – More Love Songs :: Edel Contraire
Die Major Label-Jahre waren für Loudon Wainwright nur noch (teils bittere) Erinnerungen, als er 1986 mit Richard Thompson (auch wieder als Coproduzent) und illustren Kollegen (Maria Muldaur, Mattin Carthy, Christine Collister, diversen Fairport Convention-Musikanten usw.) ins Studio gingt um mehr Liebeslieder aufzunehmen. Das Thema Popstar-Ruhm hatte er vorher mit, Jame And Wealth“ schon satirisch abgehakt und über ein anderes ihn bewegendes midlife crisis nannte man das damals neudeutsch im Songzyklus „I’m Alright“ ein paar ziemlich erhellende und gewohnt komische Bemerkungen gemacht.
Der eine oder andere Kritiker befand damals, dass er mit seinen wie immer heftig autobiografischen Songs vielleicht doch etwas zuviel in Selbstmitleid bade. Was ihn wiederum zu einem der besten unter den „More Lore Songs“ inspirierte, nämlich „The Home Stretch“, seinem Lied über die Einsamkeit des Langstrecken-Singer /Song writers. Darin behauptet er anfangs: „If the day offdoesn’t get you/ Then the bad reviewer does“, stellt sich selbst als ausgebrannten Fall mit writer’s block aus („In the meanwhile you’ve stop ped writing songs/ There’s nothing left to say“), nur um am Ende trotzdem stolz zu singen: „At least you been a has been/ And not just a never was.“ Was natürlich auch satirische Untertöne hat, wenngleich nicht dieselben wie Randy Newmans „Lonely At The Top“. So detachiert und objektiv sah Wainwright die Dinge des Lebens nie.
Hochgradig komisch waren trotzdem seine Betrachtungen zur Women’s Lib-Bewegung in „Man’s World“, in dem er forsch behauptete, dass all die ihre BHs verbrennenden Mädchen nichts verstanden hätten und er gegenüber dem in diesem Lied adressierten räsonniert: „One day you might stumble on a eure for menstruation.“
Bisweilen kann dieser luzide Existentialist ja auch richtig boshaft werden. Ein paar Jahre vorher hatte Freund Richard Thompson seine kaputt gegangene Ehe zum Meisterwerk „Hand Of Kindness“ inspiriert. Die eigene in die Brüche gegangene mit Kate McGarrigle inspirierte LW zu zwei der besten unter den neuen Songs, nämlich „Unhappy Anniversary“ und dem nun wirklich ergreifenden, ausnahmsweise mal ohne jeden Anflug von Ironie gesungenen Kinderlied „Your Mother And I“ mit dem sehr richtigen und todtraurigen Vers „Your folks fell in love, love’s a very deep hole“. Irgendwo genial, wie er sich mit solchen Liedern – wie letzthin auch auf seinem famosen Album „Last Man OnEarth“wieder aus dem eigenen Loch trauriger Erinnerungen in eine deswegen nicht unbedingt erfreulichere Gegenwart zieht.
Die Zugaben bei dieser Neuauflage: „The Acid Song“, typisch LW in seiner Komik („The next time you wanna go out there/ When you feel like feeding your head/ Think twice before dropping acid/ Hold out for mushrooms instead“) und der im Duett mit John Hiatt präsentierte Country-Schmachtfetzen „At The End Of A Long Lonely Day“ – als wär’s ein Stück von den Everly Brothers, das nur knapp an der Grenze zur Parodie vorbeischrammt. Sehr gute Liner Notes, und die Überspielung geht absolut in Ordnung.