Lovin‘ Spoonful :: Do You Believe In Magic

Die sechs Alben der Amerikaner, je zwei auf Doppel-CD gekoppelt

Irgendwann plauderte John Sebastian aus dem Nähkästchen und erzählte, wie ihn diese Mischung aus Professionalität und Genialität der Funk Brothers zu „Daydream“ inspirierte. Als Eingeborener von Greenwich Village ließ er die musikalische Sozialisation seiner frühen Folkie-Jahre auch dann noch in Songs einfließen, als sich Kollegen wie die Byrds ungehemmt zu ihrer Faszination für Beatles und Dylan bekannten. Fred Neil war nicht nur das heimliche Idol von John Sebastian. Als Verseschmied bekannte er sich auch nur als großer Nostalgiker in Reimen wie „If the music is groovy/ It makes you feel happy like an old time movie.“

Seine unverbrüchliche Liebe zur Jug Band Music äußerte er in dem gleichnamigen Song. Die musikalische Monokultur, die Peter Stampel und die Holy Modal Rounders noch pflegten, mochte er so traditionsversessen aber auch nicht weiterführen. In dem mit feinstem Fingerpicking von seinem Gitarristen intonierten „Nashville Cats“ outete er sich als Bewunderer der Country Music.

Auf den vielen Dutzend Single- und Best-of-Verschnitten, die im Lauf der Jahrzehnte nachgereicht wurden, fehlen notorisch sublimere Lieder, die John Sebastians Songschreibertalent diesseits der Ohrwürmer mindestens genauso dokumentieren. Beispielsweise „Boredom“, mit dem er Loudon Wainwrights „Motel Blues“-Lamento vorwegnahm. Oder „Younger Generation“ – und Joe Butlers „Old Folks“, die so gar nicht zum Spaßvogel-Image passen wollten, mit dem die Band bei Konzert- und Fernsehauftritten beliebt und berühmt geworden war. Die erste seit Langem seriös und ambitioniert vorgelegte Edition der Studioproduktionen dieser Band bietet Nachgeborenen die Möglichkeit, sich einen gründlicheren Überblick über diese Truppe zu verschaffen, die es nie zu vergleichbarem Kultband-Status brachte wie Love oder die Flamin‘ Groovies.

Die Neu-Edition aller sechs Alben der Band orientiert sich wesentlich an der seinerzeit auf dem Buddha-Label erschienenen Heritage-Serie. Übernommen wurden beim Debüt die originalen Liner Notes und bei den neuen zu „Hums Of The Lovin‘ Spoonful“ einmal mehr die Behauptung, das sei das dritte „richtige“ und beste Album der Band. Das hatte nämlich bei der Buddha-Ausgabe Peter Buck so geäußert („The best, most consistent record by America’s most underrated band“), und dem wollte Alan Robinson nicht frech widersprechen. Trotzdem darf man die ersten beiden, auf einer CD samt reichlich Bonus-Tracks zusammengefassten LPs getrost als nicht minder großes Hörvergnügen bezeichnen. (Soulfood) franz schöler

Elvis Presley ****¿

Elvis Is Back!

Die Wiederkehr auf LP von 1960 – und das nächste Album dazu

Das war schon eine strategische Genietat, mit der Steve Binder 1968 das zweite Comeback in Elvis Presleys Karriere mit dem NBC-TV-Special inszenierte. Ohne das Selbstvertrauen, das er seinem Star einzuimpfen verstand, wäre es wohl nie zu den legendären Memphis-Sessions gekommen, die wiederum Voraussetzung für die kommende Bühnenkarriere wurden. Die rauschenden Erfolge der Konzerte und Tourneen schafften all das Geld an, das der Colonel an den Spieltischen von Las Vegas verzockte.

Entscheidend war Jahre vorher das erste Comeback gewesen, mit dem Elvis nach dem Wehrdienst möglichst bruchlos an alte Erfolge anknüpfen sollte. In einer strategischen Meisterleistung hatte man die Jahre in der Armee mit Singles – ein halbes Dutzend Millionenseller! – und einer Handvoll LPs überbrücken können. In der Debatte darüber, ob er danach immer noch „der Alte“ war, stehen sich zwei Lager unversöhnlich gegenüber. John Peel machte nie einen Hehl daraus, dass für ihn „Elvis Is Back!“ den Anfang eines unaufhaltsamen künstlerischen Niedergangs markierte. Die dagegen vehement opponierende Fraktion steht fest zu der Auffassung, dass Elvis während der frühen 60er-Jahre stimmlich in der Form seines Lebens war.

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