Lykke Li :: Wounded Rhymes

Der Pop-Soundtrack des Erwachsenwerdens, Teil 2: Verletzungen

Bei ihrem wunderbaren Debüt „Youth Novels“ stampfte Lykke Li 2008 kindlich-frühreif auf und sang zu minimalistischen Elektropopsongs mit süßem schwedischen Akzent putzig-schöne Melodien. Doch seither wurden ihr alles Niedliche, Kindliche und auch der schwedische Akzent ausgetrieben. „Youth Knows No Pain“ heißt der passende Song dazu, der „Wounded Rhymes“ eröffnet – den zweiten Teil des Soundtracks des Erwachsenwerdens der Lykke Li Timotej Zachrisson.

Teil eins des Adoleszenzdramas stand für große Erwartungen, für Teenagerträume, für die erste Liebe und den ersten Kummer. Teil zwei berichtet von Verletzungen, entdeckt die Verzweiflung, das Obsessive. Lykke Li spielt die Femme fatale, offenbart einen Hang zum Lasziven, Psychedelischen, zur bedrohlichen Verlangsamung. Durch „Youth Knows No Pain“ schlängelt sich die gleiche quengelnde Orgel wie später in „Rich Kid Blues“, „I Follow Rivers“ bedient sich bei Depeche-Mode-Motiven, „Jerome“ entdeckt den Dreampop, und sanfte Verzweiflung macht sich in der Tanz-solange-du-noch-kannst-Nummer „Love Out Of Lust“ breit.

Auch wenn man sich manchmal die Leichtigkeit der Lykke Li des Debüts zurückwünscht, dokumentiert „Wounded Rhymes“ eine musikalische Reifung. Etwa wenn sie in „Unrequited Love“ zu einem Doo-Wop-Sh’Bop-Chor der Liebe einen Abgesang widmet oder in „I Know Places“ zu drei stumpfen Gitarrenakkorden sich an eine vage Hoffnung klammert, „Sadness Is A Blessing“ zur traurig ausgebremsten Twistnummer werden lässt und sich hinter den Voodootrommeln und Riot-Grrrl-Posen von „Get Some“ das Drama der Ernüchterung auftut: „Like a shotgun needs an outcome/ I’m your prostitute, you’re gonna get some.“ Fortsetzung folgt. (Atlantic/Warner) Gunther Reinhardt

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