M – Qui De Nous Deux

Das Cover sieht schlimm aus, die Frisur des grellrosa Typen darauf noch viel schlimmer. Aber vielleicht hilft es ja, wenn man weiß, dass Mathieu Chedid Design studiert hat und sein Alter ego M als bewusst schrille Comic-Figur versteht. Nein, hilft nicht? Okay, dann muss man entweder dem Kritiker glauben, dass dies ein ganz vorzügliches französisches Pop-Album ist, oder das Album gleich selber hören.

„Qui De Nous Deux“ ist bereits die dritte Studio-Veröffentlichung des 33-jährigen Sängers, Gitarristen und Komponisten. In Frankreich wurde die Platte schon Ende letzten Jahres veröffentlicht und hat sich seitdem weit über 300 000 mal verkauft. Wer das schwelgerische „Ma Melodie“ hört, weiß warum: Verloren klimpert ein Piano, M croont dazu in einer hohen sehnsüchtigen Stimme, ein Chor schmeichelt dezent, Streicher setzten schüchterne Akzente. Dann wird das Arrangement aufbrausender, die Gitarre fahrt dazwischen, der Song gerät zur Hymne, und wer die Augen schließt, sieht Feuerzeuge glimmen.

Doch keine Angst, das ist nicht peinlich, sondern wunderschöner; leicht wunderlicher Pop im Sinne von Mercury Rev oder den Flaming Lips. Dabei klingt fast jeder der durchweg guten Songs anders als der Vorgänger – nicht zuletzt wegen Chedids wandlungsfähiger Stimme und den großartigen Arrangements. Bemerkenswert ist auch Chedids Gitarrenspiel: Bei „Mon Ego“ ist es herrlich billig verzerrt, „C’est Pas Ta Frute“ arbeitet – wie viele andere Songs – mit den unterschiedlichsten Facetten akustischer Gitarrenklänge. Das ist nicht so virtuos wie bei Ry Cooder, sondern eher ein wenig bizarr und exotisch.

Der Vater von Mathieu Chedid, Andree, war ein bekannter ägyptischer Sänger. Ms Musik hat nur wenige orientalische Momente, doch wenn, dann glaubt man in den melancholischen Stimmungen eine uralte Wehmut zu hören. „Le Radeu“, zum Beispiel, atmet diese Weite. Fast glaubt man, die Einsamkeit der Wüste zu spüren. Ist natürlich nur Einbildung, aber schön, wenn eine Platte solche Bilder weckt.