Madeleine Peyroux – Dreamland :: Atlantic/eastwest

Ehemalige Straßenmusikerin singt Songs à la Bessie Smith und Billie Holiday auf den ersten Blick eine ziemlich fade Angelegenheit: Auf den zweiten Blick eine hochinteressante Besetzung: Den Baß spielt Ko-Produzent und Arrangeur Greg Cohen. Den kennt man von Tom Waits – wie auch den Gitarristen Marc Ribot, der sich außerdem schon um Elvis Costello oder Marianne Faithfull verdient gemacht hat. Dann tauchen da hochkarätige Jazzmusiker auf wie der Saxophonist James Carter, der Pianist Cyrus Chestnut und Drummer Leon Parker. Originelles verspricht nicht zuletzt die Instrumentierung mit Harmonium, Cembalo, Banjo, Baß-Marimba und -klarinette.

Aufs erste Anhören: eine angenehme Produktion mit nostalgieträchtigen Songs aus dem Umfeld des Blues und einer Sängerin, die ganz unangestrengt nach Billie & Bessie klingt. Auch die Arrangements wollen nicht auf Teufel komm raus originell sein. Junge Wilde wie Marc Ribot und James Carter zollen hier mit Kompetenz und Liebe dem Stil der 30er Jahre Tribut. Das tun auch Peyroux‘ eigene Kompositionen. Ihr Blues „Hey Sweet Man“ zum Beispiel klingt absolut authentisch, aus dem Rahmen fallt nur die dem Pop nähere Ballade „Dreamland“.

Aufs zweite oder dritte Anhören passiert das Unerwartete: mächtige Wiederentdeckensfreude. Und das bei jedem einzelnen Song. Wunderbar lässig, die Country-Schlendertour auf Patsy Clines Spuren: „Walkin‘ After Midnight“. Unwiderstehlich lockend „Hey Sweet Man“. Kleine, feine Sounds vom Harmonium oder der Dobro lassen öfter mal an die Brandon-Ross-Arrangements alter Blues Klassiker für Cassandra Wilson denken. Und wenn „Dreamland“ auch nicht die magische Stärke von „Blue Light Til‘ Darm“ entwickelt, so ist es doch ein Solitär unter den Versuchen, an die Musik von Billie & Bessie anzuknüpfen: in glaubwürdiger Melancholie zwischen gestern und morgen schwebend -je länger,je lieber.

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