Magnolia Electric Co. – Fading Trails

Eine vier-Studio-Platte von Jason Molina! Zwei Studios stehen allerdings in Chicago, Illinois, wo Molina auch lebt. Aber er unternahm diesmal einen Ausflug zu den Sun-Studios in Memphis (außerdem nach Richmond, Virginia) – womöglich, um den Süden zu erkunden, wie es sein Ahnherr Neil Young vor langer Zeit tat. In der Musik ist es freilich nicht etwa daran zu erkennen, dass eine Pedal Steel jault oder eine Fiddle hoppelt. Aber das übliche Magnolia-Personal ist um den Camper- und Cracker-Kopf David Lowery erweitert, einen echten Südstaatler. Und in dem Song „Memphis Moon“ hat sich der Genius loci wohl bemerkbar gemacht.

Sonst spielt Molina zunächst den knorrigen Heartland-Rock, diesmal ohne süßholzende Sangespartnerin, mit außerordentlich robusten Gitarrenlicks.

Doch später entfalten sich: Orgel, Klavier, akustische Gitarre. Die großartige Stimme – oft entrückt, angstvoll, glasklar – ist mal nach hinten gemischt, mal bestimmend wie in „A Little At A Time“. Ein bisschen elegisch, westernartig ist die Stimmung, wenn vom alten Horizont und vom Teufel gesungen und schicksalsschwanger das Piano angeschlagen wird, oder im akustischen „Spanish Moon Fall And Rise“, im unheimlichen „Steady Now“.

„Fading Trails“ handelt von einer Reinheit des Gefühls, die ihre Entsprechung in der Weite der Natur findet. Magnolia Electric Co. ist eine Band wie 16 Horsepower, die Americana auf einzigartige Weise spielt, die sich ganz selbstverständlich als Erben einer langen Tradition sieht. Noch findet Molina, darin Will Oldham ähnlich, stets neue Ausdrücke für die Poesie des Landes. Und wie jener biedert er sich keine Sekunde lang an. Wenn man glaubt, schon jede Regung Molinas zu kennen, überrascht er einen doch wieder mit einem seiner heimwehkranken, schmerzvollen Gesänge. Es ist eine ernste, eine kontemplative Kunst.

Das Cover ist diesmal aber verdammt schwül.

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