Marc Almond – Stranger Things

Auf Island gelang Almotid überraschend die beste Platte seit Jahren Es gab da mal diesen Werbespot, in dessen Verlauf die Warnung „Bad idea“ eingeklinkt wurde. Die letzten Schaffensjahre des Marc Almond? Waren wie dieser Werbeclip. „Tainted Love“-Remix? Bad idea. Soft Cell-Reunion? Bad idea. Ein Album mit Trip-Hop- und „Mood Jazz“-Einflüssen?

Bad idea. Ein Duett mit Rosenstolz? Very bad idea. Almond als seine eigene Karikatur. Das kommt dabei heraus, wenn man nicht rechtzeitig für die Rente einzahlt Aber der kürzlich Erblondete lässt nicht locker. Man wird ihn nicht los: Nicht zum ersten Mal in seiner Karriere kommt er zurück wie Phoenix aus der Asche. Sein 13. Album ist die Abenteuerreise geworden, die er uns bereits mit“Open AUNight „verkaufen wollte. „Stranger Things“ sind „Brighter Things“. Nicht umsonst heißt das beste Stück „Lights“: Die Töne klingen so hell und freundlich, wie uns die Strassklunker auf dem für die Schwulenladen-Deko konzipierten Cover entgegenblitzen.

Almond hat die Platte in Island aufgenommen – mit Menschen, die Johann Johannson und Samuel Jon Samuelson heißen. Was früher schauerlich finster war bei Almond, ist jetzt klar und strahlend, selbst wenn es um den Tod geht (und um den geht es ja eigentlich immer). Mit der Zunge immer noch auf dem Asphalt – der Asphalt aber ist mit Leuchtfarbe angestrichen. „I’m dancing through my tears.“ Die Platte nach dem TränentaL Schuld war nur das Polarlicht!

Produzent Johann Johannson, anderen angeblich bekannt durch unzählige Soundtracks und seine Arbeit mit der isländischen Band Lhooq, sorgte darüber hinaus für eine cineastische Note. Zumal John Barry schon immer ein Held war für den Mann, der gleichzeitig Ratte und Paradiesvogel verkörpert. Ohne die obligatorische Schwülstelei ging es natürlich auch diesmal nicht – und natürlich auch nicht ohne den üblichen Schmarren über Wesen, die sich nur in der Dunkelheit bewegen und im Mondeslicht baden. Früher aber wäre ein Song wie „End In Tears“ schonungslos zu Tode arrangiert worden. „Stranger Things“ ist komplex, aber nicht völlig überladen.

Vielleicht kann der Intimus von gefallenen Engeln und emporgestiegenen Teufeln diesmal sogar wieder einen Hit landen. „Glorious“ ist die zehn Jahre späte Fortsetzung von „My Hand Over My Heart“ – auch wenn’s ein klein wenig an „Kleine Taschenlampe, brenn“-Markus erinnert. Gefühle über den Horizont hinaus. So kennen wir ihn, so lieben wir ihn. Good idea, das Ganze.

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