MARY COUGHLAN :: Brentford, Watermans Theatre
Es ist, als ob die warme, erdige Stimme und die harten irischen Konsonanten eine Trutzburg bilden wider den Tand und das Tamtam schnöder Show-Rationalität. Da sind weder beifallheischende Blicke ins Publikum noch große Gesten. Wenn sie nicht singt und das Quartett aus Gitarre, Baß, Piano und Saxophon eine Instrumental-Passage bewältigt, kompetent bis konzertant, dann geht Mary Coughlan auf leisen, flachen Sohlen zum Bühnenrand, verschmilzt mit Verstärkern und Vorhang, als wäre ihre unauffällige Garderobe ein Tarnanzug.
Wenn sie aber singt, ist sie Mutter Courage: selbstbewußt, zornig, kämpferisch und anklagend, doch nie laut, selten launisch. Mary Coughlan stiftet Solidarität. Gegen Heuchelei im allgemeinen und gegen den Katholizismus im besonderen. Emphatischer Höhepunkt ihres Sets ist noch immer „Magdalene Laundry“, ein Song voller Wehmut und ohnmächtigem Haß.
Doch sind es nicht einmal solche Salven gegen gesellschaftliche Würdenträger, die den militantesten Applaus zeitigen. Soziales Unrecht mag schlimm sein, übler ist die Männerwelt an sich. Coughlans Fan-Gemeinde, you see, besteht zum größeren Teil aus Frauen. Studentinnen meist, aber von der patenten, Feminismus-frommen Art. Sie legen sich in den Befreiung-vom-Liebhaber-Refrain von „Ride On“, als ob es kein Morgen gäbe. Und an der Stelle von „I Want To Be Seduced“, wo der Kerl prahlt, daß bei ihm Kondome immer platzen, wird gejohlt und so hysterisch gelacht, als ob jede Geschlechtsgenossin im Saal diesen Typus Mann schon mehr als einmal im Bett hatte. Da kann mann froh sein, daß eine hingebungsvolle Version von Sam Cookes „You Send Me“ am Ende für ausreichend Entkrampfung sorgt.