Mazzy Star – Among My Swan :: Capitol/EMI

Capitol/EMI Rock ist tot, mag sein. Macht aber nichts. Hope Sandoval und Steven Roback von Mazzy Star haben sich in seinen Katakomben eingerichtet, um seine Geister zu neuem Leben zu erwecken – oder einfach nur dessen Gesängen einige neue Resonanzflächen zu schaffen. Denn Roback weiß, daß alles eine Frage des richtigen Halls ist. Schließlich beschäftigt sich der Mann, für den die Musikgeschichte auf den Zeitraum zwischen 1966 und 1971 beschränkt ist, schon seit eineinhalb Jahrzehnten mit der Pflege psychedelischer Kultur. Anfang der Achtziger spielte er bei Rain Parade, einer zentralen Formation des kalifornischen Paisley Underground, und später stand er gemeinsam mit der Sängerin Kendra Smith den Weihrauch-Poppern Opal vor. In Robacks schillernder Biograpie gab es nur die Verfeinerung, niemals eine Kurskorrektur. Das Echo darf nicht aufhören, niemals. Mazzy Star halten immer die Schwingung, und sie ist heuer mächtiger denn je. „Among My Swan“, ihr drittes Album, ist Musik wie aus dem Jenseits. Ein Spuk. Zu schön, um wahr zu sein. Hope Sandoval haucht passenderweise von Blumen im Dezember, Rosenblut und anderen floristischen Phantasmen. Die verhalten verzerrten Gitarren, fast ausnahmslos von Steven Roback bedient, werfen Schleier um die seltsam alterslose Stimme, die hier so weitabgewandt fabuliert. Mit dem Hier und Jetzt hat das Duo nichts im Sinn. Die countryfizierte Ballade „Cry, Cry“ kommt somnabul daher wie ein Song der Cowboy Junkies, „Umbilical“ istein zäher Mahlstrom aus Orgel und Feedback, und „Rhymes Of An Hour“ nimmt Anleihen beim Walzer vor, ohne beschwingt zu wirken. Mazzy Star inszenieren ihre Musik als Messe. Als Totenmesse. Was es besonders interessant erscheinen läßt, daß bei dem Song „Take Evetything“ der Quartals-Provokateur William Reid von The Jesus And Mary Chain als Gast Gitarre spielt Wie Mazzy Star arbeitete er parallel mit unterschiedlichen Mitteln an der Idee, alter Materie neuen Resonanzboden zu bereiten. Es gab schon einmal eine Annäherung zwischen den beiden Bands: Vor zwei Jahren sang Hope Sandoval für die Schotten den Single-Hit „Sometimes Always“. 1995 veröffentlichten The Jesus And Mary Chain dann die Single J Hate Rock V Roll“, die kaum für die geplante Aufruhr sorgen konnte. Bei Mazzy Star muß sich Radaubruder Reid natürlich zurückhalten. Denn die, das zeigt )r Among The Swan“ einmal mehr, lassen nur drei Dinge gelten: Erinnerung, Andacht, Demut Christian Buss

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