McKay – McKay :: Polydor
Anlässlich des naturgewaltigen Albums von Beth Gibbons & Rustin Man tauchte in letzter Zeit immer wieder die Frage auf: Was macht eigentlich Geoff Barrow? Feilt er seit fünf Jahren verzweifelt an einem neuen Portishead-Album? Leidet er gar unter einer Blockade, die es ihm unmöglich macht, auch nur einen einzigen Song zu vollenden?
Keine Angst, Geoff Barrow geht es gut. Der ehemalige Kapellmeister von Portishead hat soeben unter dem albernen Pseudonym Fuzzface das komplette Debütalbum der New Yorkerin Stephanie McKay eingespielt und produziert Zusammen mit der Sängerin und Tim Saul von der Band Earthling hat er obendrein auch noch fast alle Songs geschrieben.
Doch obwohl die Platte zum Großteil in Bristol entstand, ist dies nicht Portishead mit neuer Sängerin. Das Charakteristische der Band, die morbide, herbstliche Melancholie, ist bei Beth Gibbons in besten Händen. „McKay“ ist eher das britische Album einer amerikanischen Künstlerin. Stephanie McKay nahm bereits zwei Alben mit den Brooklyn Funk Essentials auf, spielte Gitarre in der Live-Band von Kelis und sang bei Talib Kweli und Tricky. Das prädestiniert sie weniger für den nebelverhangenen Weltschmerz des alten Europa, zeigt aber die Stärken ihres Debüts: Hier wohnt Soul in einem ganz klassischen Sinn. Die gesanglichen Vorbilder heißen Minnie Ripperton, Lynn Collins und Nina Simone, die Stücke sind erdig, direkt; ohne die überzogenen Stimm-Kunststücke des zeitgenössischen R&B.
Barrow allerdings scheint in den letzten Jahren wenig Neues dazugelernt zu haben. Sicher, seine Produktion bietet einem jungen Talent wie Stephanie McKay den perfekten Rahmen, um ihr Können zu zeigen. Doch verglichen mit dem gigantischen Werk seiner Ex-Partnerin – die bewusst einen Schritt zurückging, um zwei große Schritte weiter zu kommen – klingen die Songs von McKay stark nach dem, was die eklektizistische britische Clubszene Mitte der 90er Jahre als guten Geschmack definierte: Alte Musikstile und -Samples werden in einen neuen, DJ-kompatiblen Kontext überführt Das funktioniert noch immer, nicht zuletzt dank Stephanie McKay und einigen sehr schönen Songs. Doch ein paar frische Ideen mehr hätte man von Barrow trotzdem erwartet Versteckt er sich etwa deshalb hinter dem Pseudonym Fuzzface?