Melvins – Eectroretard

Die Melvins, so scheint’s, wechseln ihre Plattenfirmen wie andere Leute ihre Unterwäsche: Nach Sub Pop, Atlantic und Ipecac, dem Label von Freund Mike Patton, bietet nun das auf allerlei Abseitiges spezialisierte Unternehmen Man’s Ruin dem wirren Trio aus Aberdeen, Washington, eine wirtschaftliche Heimat. Um das zu feiern, gibt’s erst mal ein Schmankerl: Die in den entsprechenden Kreisen als Kultobjekt verehrte EP „Interstellar Overdrive“ haben die Melvins vor vier Jahren quasi zwischendurch aufgenommen, und seither war sie rar. Jetzt ist sie wieder da, heißt aber anders „Electroretard“ präsentiert das alte, im Klang überarbeitete Werk und fügt einiges an unveröffentlichtem Material hinzu.

Ein Spaß ist das freilich nur für den Fan. „Lieder“ w i e „Revolve“ und „Lonely Butterflies“ präsentieren die Melvins ganz versunken im ziellosen, beliebigen (Lärm-)Experiment, das die Grunge-Vbrhuder ja spätestens seit der im letzten Jahr mit dem Album „The Crybaby“ beendeten Ipecac-Trilogie dem recht gegenständlichen Monster-Metal der frühen Tage vorziehen. Neu ist auf „Electroretard“ eine viel zu lange Version des Wipers-Klassikers „Youth Of America“, das King Buzzo und seine Kumpanen zur Detroit-Garagenrock-Hommage stilisieren – Mut zum fremden Material haben die Melvins ja schon früher bewiesen, etwa als sie Leif Garrett(!) „Smells Like Teen Spirit“ singen ließen und mit Hank Williams III Merle-Haggard-Songs probierten.

Was das alles soll, bleibt ebenso fraglich wie die unvermeidliche, irgendwie assoziierte Neufassung von Pink Floyds „Interstellar Overdrive“, die „Electroretard“ so opulent wie musikalisch redundant zu Ende gehen lässt Eine Richtung, bitte, eine Richtung!

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