Michelle Shocked – Threesome

Das Konzept der Trilogie gefällt Michelle Shocked: Schon zu Beginn dieser Karriere sollten drei parallel veröffentlichte Platten das kreative Territorium abstecken und vorwegnehmen, was dieses Gesamtwerk ausmachen würde. Man kennt die Geschichte: Shocked scheiterte an Veröffentlichungsplänen und Marketingregeln und mußte sich erst mal selbst befreien von bösen Verträgen und kunstfeindlichen Musikfunktionären.

17 Jahre später nun erfüllt sich Shocked, längst ungebunden, den Traum von einst und stellt ein Dreifachalbum ins Verkaufsregal. Man kann kaum sagen, warum; es hat wohl mit der Lust an Konzepten zu tun und einem zwölf Monate anhaltenden Anfall von Schreibwut.

Zu Beginn der Trilogiekritik muß „Don’t Ask Don’t Tell“ stehen, eine recht herkömmliche, hier einigermaßen in die Diskographie passende Alterna-Country- und Singer/Songwriter-Platte mit gelegentlicher Folklore und New-Orleans-Stomp in der Liedliste. Wäre das die einzige neue Platte, man würde das etwas beliebige Material monieren, Shocked aber für die gut konstruierten Erzählungen loben. Indes: keine Zeit!

Für die Produktion von „Mexican Standoff“ zeichnet kein Geringerer als Los Lobos‘ Steve Berlin (mit-)verantwortlich, und an den Trommeln sitzt Pete Thomas. Fünf Lieder lang spürt Shocked ihren offenbar vorhandenen spanischen Wurzeln nach und singt mexikanische border ballads, während fünf weitere Kompositionen auf der selben Platte (jetzt mit Mark Howard an den Reglern) texanische Blues-Standards nachstellen. Toll ist das nicht; Shocked ist so sehr mit dem Vervollständigen ihres ganz privaten amerikanischen Songbooks beschäftigt, daß sie die Qualität der einzelnen Cuts dem großen Ganzen unterordnet. Wenn Sie mich fragen: Das ist immer eine schlechte WahL Ganz aus dem Rahmen fallt dann Album Nummer 3, „Got No Strings“, eine Sammlung von Disney- und sonstigen Klassikern im Western-Swing-Gewand. Schöne Melodien sind das natürlich, die fest zur US-amerikanischen Musikhistorie gehören. Und wie die vereinte Studiomannschaft (Nick Forster, Greg Leisz, Gabe Wither und David Jackson) mit Fiddle, Besen und Kontrabaß beeindruckend virtuos und federleicht volkstümlich musiziert, daß ist wunderbar anzuhören. Aber Michelle Shocked wirkt wie eine Fremde, die sich ausprobiert, jedoch nicht richtig im Sujet ankommt.

Halten Sie sich fest: Michelle Shocked hat bereits drei weitere Alben fertig, angeblich mit New Orleans Jazz, ganz altem Blues und, Zitat, „Gospel/Electronica“. Vorsicht vor der Inflation!

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