Millie – Melting Pot

Der Fluch des Novelty-Hits: „My Boy Lollipop“ ging 1964 um die Welt, doch wußte letztere noch nichts von Ska. weshalb die bahnbrechende Crossover-Single als eine Art karnevalistischer Unfall abgetan wurde. Millies gellend hohe, etwas quäkende Stimme half auch nicht gerade, Ska als eigenständigen Stil wahrzunehmen. Das Follow-Up, ein „Lollipop“-Remake titels „Sweet William“, floppte, und als dann mit dem fulminanten „Bloodshot Eyes“ ein würdiger Nachfolger gefunden wurde, hörte kaum noch jemand hin. Bereits ein Jahr, nachdem Chris Blackwell sie aus Jamaica mitgebracht hatte, war Millie Small abgemeldet und machte mehr als Centre-Spread in Herrenmagazinen von sich reden als durch ihre Platten. Traurig, denn Millies Blue-Beat-45s waren größtenteils gut und wurden später, gegen Ende der 60er Jahre, auch wieder relevant, insbesondere für die in britischen Vorstädten virulente Skinhead-Subkultur. „Melting Pot“ trägt diesem Umstand mit seinen Trojan-Sides Rechnung: Reggae, noch in den Kinderschuhen, frech und frivol, optimistisch und noch ohne Rasta-Ballast.

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