Monster :: Start: 15. 4.
Das Monster ist ein Riesenrad, in dem sie nie mitfahren konnte, an dem alle Mädchenträume endeten. „Ich wollte immer ein Filmstar werden“, beginnt die Frauenstimme aus dem Off ihre eigene Geschichte zu erzählen. Es ist der wahre Albtraum von Aileen Wuorno, Amerikas ersten Serienkillerin. Mit acht Jahren wurde sie vergewaltigt von einem Kumpel ihres Vaters, „der mich dafür verprügelte“ und den Missbrauch weiter geschehen ließ. Nach dessem Selbstmord ging sie auf den Strich, als 13-Jährige. Sie wurde von ihren Geschwistern verstoßen, obdachlos, dann zur ebenso verzweifelten wie eiskalten Mörderin, um eine fatale Liebe zu einem Mädchen zu bewahren.
Charlize Theron, südafrikanisches Ex-Model und bisher zartgliedriges Beiwerk in Hochglanzfilmen von Hollywood, spielt die reife Aileen. Um die massigere, motorisch behäbige Frau zu verkörpern, hat sie rund 15 Kilo zugenommen und für ihren vollen Körpereinsatz den Silbernen Bären, Golden Globe und Oscar erhalten. Speckig und fleckig im Gesicht, mit verkniffenen Mundwinkeln und nervösem Zucken ist sie ein proletenhafter Koloss, hinter dem man dennoch immer die kindliche Seele spürt.
Ihre letzten fünf Dollar will sie in einer Bar vertrinken, um sich dann umzubringen, wird jedoch von der jungen Selby (Christina Ricci) eingeladen. Die verwöhnte und verträumte Schülern lebt bei strenggläubigen Verwandten, wo sie ihre lesbischen Neigungen ablegen soll. Ihre naive Schwärmerei wird für Aileen zur letzten Hoffnung. Sie verspricht Selby ein aufregendes Leben, eine endlose Party, ein Haus am Strand.
Als Aileen kurz darauf einen perversen Vergewaltiger in Notwehr erschießt, haut sie in dessen Wagen mit Selby ab. Nun versucht sie, wie ein richtiger Familienvater das nötige Geld zu verdienen. „Ich bin eine Nutte, die ihr Leben auf christliche Art in Ordnung bringen will“, sagt sie bei einer Jobvermittlung. Mit völligem Realitätsverlust bewirbt sie sich sogar bei einem Anwalt, bis sie wieder anschaffen geht.
Beim ersten Freier („Wenn ich dich ficke, ruf mich Daddy“) entlädt sich ihre Enttäuschung und Wut, ihr Selbstekel und Männerhass in einem Kopfschuss. Weitere tötet sie des Geldes wegen in einem selbstgerechteren Rausch, knallt sogar einen Mann ab, der ihr nur helfen wollte, schließlich einen Polizisten. „Du hattest keine Wahl“, sagt ein Vietnamveteran (Bruce Dem) zu ihr. Das ist heikel, aber eher die Denkweise der Verlorenen als eine Legitimation des erschütternd-wuchtigen Films, der bitter mit Floskeln wie „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ endet. Aileen Wuorno wurde vor zwei Jahren hingerichtet.