Mudcrutch feat. Tom Petty :: Mudcrutch

Ohne allzu große Ambitionen: Tom Petty reanimiert seine alte Band

Ein Debüt nach 34 Jahren. Musikhistorisch gesehen gab’s eher keinen Anlass für diesen Appendix. Mit Gitarrist Mike Campbell und Pianist Benmont Tench sorgten ja die neben dem Sänger relevantesten Mitglieder von Mudcrutch – nach der missglückten Irrfahrt zum Album-Deal, dem resultierenden Split und kleinen Volten – als Kern der Heartbreakers dafür, dass Tom Pettys Rock’n’Roll-Karriere trotz des Fehlstarts noch abging wie ein verdammter Torpedo. Am Rande des Drehs zu Peter Bogdanovichs Film-Biografie „Runnin‘ Down A Dream“ (2007) entstand dennoch die Idee, die staubigen losen Enden noch zu verknüpfen.

Tom holte also Jugendfreund Tom Leadon aus seinem Leben als Gitarrenlehrer und Randall Marsh von diversen harten Schlagzeughockern mittelmäßiger Bar-Kapellen. Das ist der Stoff, aus dem märchenhafte Geschichten von späten Triumphen sind. Ein Glück, dass Petty in der Realität allen Versuchungen widerstand, bei der Reanimation die eigene Hybris zu bedienen. Er legte die Rickenbacker weg, schnallte den alten Bass wieder um und rückte zurück ins Glied — mit positiven und negativen Folgen.

Muskulöser Southern-Rock und Swamp-Grooves: Fehlanzeige. Scharf konturierte, straft inszenierte Songs wie die Single „Scare Easy“ oder das an die Stones erinnernde „The Wrong Thing To Do“ sind klar in der Minderheit. Hier wird Session-Atmosphäre abgeliefert, inklusive rhythmischer Ungereimtheiten und länglicher Fingerübungen wie in „Crystal River“. Und Underdog Leadon darf sogar seine brave „Queen Of The Go-Go-Girls“ vorstellen.

Aber diese Bereitschaft zur Unvollkommenheit ist auch charmant. Wenn Campbells und Leadons Gitarren im Parallelflug zum Square-Dance („June Apple“) oder Griffbrett-Duell („Bootleg Flyer“) antreten, dann klingt das nach Intuition und echter musikalischer Gruppendynamik. Und wenn Mudcrutch mit „Lover Of The Bayou“ und „Six Days On The Road“ Mc-Guinns Byrds beziehungsweise den Flying Burrito Brothers die Referenz erweisen, nervt keinerlei hörbar brennender, später Ehrgeiz. Alles ist laid hack, der sonnendurchflutete Sound ganz Seventies und der Weg das Ziel. Peace.

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