Multimedia von Thomas Feibel

Während die alten Beatles eifrig Archive plündern, schlagen die recht nimmersatten, rüstigen ROLLING STONES gleich dreifach zu. Den Anfang macht der Konzertfilm „Gimme Shelter“ (Polygram/ Philips), der jetzt als Video-CD erschien. Der Altamont-Auftritt 1969 wurde zum „Armageddon des Rock’n’Roll“ (Bill Wyman) und erlangte durch den Mord an dem schwarzen Jugendlichen Meredith Hunter traurige Berühmtheit. Den Live-Aufhahmen folgen immer wieder dokumentarische Sequenzen mit Anwälten, einem betretenen Mick Jagger und einen nägelkauenden Charlie Watts. 4,0

Dem neuen Rolling Stones-Album „Stripped“ (Virgin) wurde ein Multimedia-Track für Mac und PC angefügt, der nicht mehr als ein kleines Zusatzbonbon sein soll. Zu sehen sind ein Live-Video und vier knappe Statements. Sonst gibt es noch Einblicke in die Lyrics und einen Teil des Back-Katalogs – das war’s auch schon. Liebevoll gestaltet. 5,0

Die hybride „Voodoo Lounge“ (Virgin) CD-ROM ist schließlich das interaktive Herzstück. Die Stones vermeiden hier die Fehler, die Prince und Dylan auf ihren multimedialen Scheiben gemacht haben. So sind die in die Jahre gekommenen Herren mit den ledernen Gesichtern voll in die Abläufe der CD-ROM involviert. Mick Jagger richtet das Wort an die Anwender, und auch die anderen kommen in Interviews und zahlreichen Szenen zu Wort Ort der Handlung ist ein altes Herrenhaus in Louisiana, in dem eine sehr sündig-stimmungsvolle Party abzulaufen scheint Der Gast in diesem Fall der Anwender, kann sich dabei durch die diversen Räumlichkeiten klicken und ein paar Gimmicks herauskitzeln. Nach wie vor steht das Adventure-Prinzip im Vordergrund, doch sind die Aufgaben, wie etwa einen VIP-Paß vom geschwätzigen Barkeeper zu kassieren, nicht allzu schwierig. Wer zu solchen Spielereien keine Lust hat, erspart sich enervierendes Herumklicken und gelangt auch über einen Plan an die wichtigen Stationen der CD-ROM. Locker, lasziv, amüsant 4,5

Endlich: Die ersten CD-Plus-Titel für Mac und PC sind draußen. Darunter BOB DVLANs „Greatest Hits Volume 3″ (Sony), die in ihrer Machart weitaus sympathischer als die von Anwälten abgesegnete ,JRoute 61-Intemctive“-CD-ROM ist Denn neben den 14 Songs, die auf jedem CD-Player laufen, bietet die CD-Plus noch einen biographischen, mit Zeichnungen und anderen Illustrationen versehenen Teil, eine Foto-Session und eine Diskographie, in der sich die Songs auszugsweise anspielen lassen. Die Songtexte wurden auch zum Mitlesen beigefügt. Für den Fall, daß Treiber für den Computer fehlen, hat Sony noch eine CD mit den benötigten Treibern beigelegt. 5,0

Daß sich die CD-Plus wesentlich hinausgezögert hat, fallt besonders bei der ALICE IN CHAINS-CD-Plus Jar Of Flies“ (Sony) auf, denn mittlerweile hat die Band bereits das neue Album „Alice ln Chains“ veröffentlicht, Jar Of Flies“ und auch „Dulcinea“ von den milden kalifornischen College-Rockern TOAD THE WET SPROCKET funktionieren wie die Dylan-CD-Plus: Video, Texte, Band-Info und Back-Katalog. Die Unterschiede machen sich erst in der Ausfuhrung bemerkbar. So bieten zum Beispiel Toad The Wet Sprocket ein schön gestaltetes Screendesign. 4,0

Man muß die FANTASTISCHEN VIER nicht mögen, um ihrer ersten CD-ROM „Viertuell“ (Sony, Win) Respekt zu zollen. Die Scheibe ist ziemlich „stränge“. Wirre Kabelfaden und Geflechte mit fliegenden Luftballons, Reimzählern, Brillen und Knarren. Da braucht es schon ein Weilchen, bis der User durchblickt, aber das spricht eher für die Scheibe. Verwirrung ist immer gut Natürlich gibts hier noch den ganz normalen Informations-Pool mit den üblichen Inhalten: offizielle und selbstgedrehte Videos, bisher veröffentlichte Platten, die Freunde der Band und vieles mehr. Love it or leave it 4,0

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