Multimedia von Thomas Feibel

CD-Extra ist bekanntlich der von Sony, Philips und Microsoft eingeführte neue Standard, auch Enhanced CD genannt. Läuft ganz normal an der Anlage und am Computer. Auch die amerikanische Sony-Direktion ist über die letzte Namensänderung – von CD-Plus zu CD-Extra nicht sonderlich glücklich, weshalb Sony-Mitarbeiterinnen auf der Multimedia-Messe , „E 3“ in Los Angeles (orakelnd?) nun schon von „CD Ex“ sprachen.

Frisch aus der Pressung kam “ You’ve Got To Believe In Something“ von den SPIN DOCTORS, die hierzulande nur als Audio-CD erschienen ist. Gegenstände werden am Bildrand angewählt und lösen kleine Effekte aus: Torten beginnen zu sprechen, die Symbolik des Covers (schwarzer Junge mit Huhn) wird erläutert und unter den seltsamsten Yoga-Verrenkungen gestehen die Jungs, wo es die besten Buflalo Wings gibt Ein kleines Live-Video im Wohnzimmer ist ebenso dabei, wie kurze Aussagen der Musiker, wenn ihre Collagen-artig zusammengesetzten Körper angeklickt werden. Zwar ist der Datentrack unspektakulär, aber durchaus charmant. Großer Aufwand wird ohnehin immer seltener getrieben, da Sony in Amerika eine deutliche Preisreduzierung plant. Künftig sollen CD-EXs genauso viel kosten wie eine Audio-CD. Schlauer Beschluß. 4,0

Eine „Love it or leave“-Entscheidung ist MARC CANTERS „Meet Media Band“, die über – die kürzlich von Philips aufgekaufte -Kelsterbacher Firma Bomico vertrieben wird. Endlich eine Scheibe, die sich von den üblichen Anklick-Erfahrungen deutlich absetzt. Anderseits erfordert „Meet Media Band“, im Titel übrigens von „Meet The Beatles“ inspiriert, ein hohes Maß an Geschick und an Geduld. Letzteres ist ohnehin nicht schwierig, weil einen der Umgang mit Multimedia und Computern direkt auf den Weg des Buddhismus fuhrt. In „Undo Me“ wird der Ablauf eines Musikvideos vom User mittels Eisund Feuer-Symbolen verändert, und „House Jam“ sieht aus, als liefe ein Bildschirmschoner auf Acid. In den Staaten soll „House Jam“ an riesigen Projektionswänden der Discotheken abgespielt werden. Wer’s mag. 3,0

Der Ausverkauf geht munter weiter. „Forrest Gump“ nun auch als Dreifach-CD-ROM. Philips macht’s möglich. „FORMST GUMP: MUSIC, ARTISTS AND TIMES“ ist stark auf den Soundtrack zugeschnitten. Mit dabei, wer es immer noch nicht gesehen hat, „Behind The Scenes“ und Einblicke in das komplette Drehbuch. Zudem sind CD-ROMs allem Anschein nach zum Reden da, folglich quasseln hier jede Menge Leute: Neu Young, Roger McGuinn, Ray Manzarek und viele andere. Naja, 3,0

Etwas Neues von der kanadischen Band

I MOTHER EARTH.

Ihr zweites Album

„Scenery And Fish“ (Capitol) ist als Enhanced-CD veröffentlicht worden. Ausgangsbildschirm und Cover stimmen überein. Mit einfachen Mitteln wird die Geschichte der Band erzählt. Außerdem kann das erste Album ,“Dig“ auszugsweise angehört und ein Video angesehen werden. Sehr schön gestaltet. 4,0

Noch ein Wort zu Musiklexika. Nach dem oberflächlichen „Frank Laujenbergs Rock- und Poplexikon“ und ähnlich bemühten – und vergeblichen – Versuchen von Enzyklopädien übt sich auch Bertelsmann mit einer Übernahme aus dem schönen Dänemark am Genre. Neben den ganzen erheblichen Mängeln, die diese „ROCK-ENZYKLOPÄDIE“ bietet, sei aus Platzmangel nur auf die Lücken hingeweisen. Es steht zu wenig drin. 2,0

Man kann ja über Microsoft (auf Wiedersehen, Mac-Freunde!) alles mögliche sagen, aber deren Rocklexikon „MUSIC CENTRAL ‚S“ ist ganz gut beieinander. Denn hier wurde auf die „Guinness Encyclopedia Of Populär Music“ und einen Haufen Plattenbesprechungen des „Q-Magazine“ zurückgegriffen, Kompetenz ist also gewährleistet. Alles auf englisch. Videos und anspielbare Songs stammen von unterschiedlichen Labels und sind ganz ordentlich. Ständige Aktualität wird außerdem über eine Online-Anbindung geboten. 4,5

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