Musikbücher :: von Wolfgang Doebeling
„Elvis Remembered“ (Warner Books, ca. 12 Euro) ist ein von Charles Hirshberg zusammengestellter, broschierter Fotoband, gefüttert vom berühmten Archiv des „Life“-Magazins.SchnappschüssezumeisfcderKing im Studio und auf der Bühne natürlich, aber auch intim, mit Sophia Loren schmusend oder in Unterhose bei der Musterung. Das Kapitel „Prisoner Of Hollywood“ kontrastiert bonbonfarbene Bilder mit kritischen Kommentaren, auch von Elvis selbst und den Seinen. Scotty Moore äußert sich abfällig, Elvis grinst. Als indes Priscilla sagt, dass sie die Soundtracks nicht mag, explodiert Presley und schmeißt einen Stapel Platten an die Wand. „Hurts nothin‘ like the truth“, erklärt er später beschämt. 4,0
„Elvis A. Presley“ (Hannibal, 50 Euro) von Marc Hendrickx trägt auf 700 Seiten Karrieredaten zusammen und dokumentiert die wichtigsten Schritte des Jahrhundertmanns. „Die Musik, der Mensch, der Mythos“ übertreibt der Untertitel des DIN-A4-Kompendiums nicht. Das Phänomen Elvis von der Wiege bis zur Bahre und darüberhinaus. Sämtliche Live-Auftritte werden gelistet, etliche Fotos erstmals veröffentlicht. Und für den betuchten Fan erscheint eine limitierte, nummerierte Deluxe-Edition in Leder und mit Goldprägung zum Preis von 50 Euro mehr. 4,5
„Thank You For The Oays“ (Bear Family, 35 Euro) von Bernd Matheja firmiert als „the 60s picture book“ und ist eine Übung in Nostalgie. Mit immerhin Dutzenden seltener Fotos, die meist in deutschen Landen geknipst wurden. Die Beatles und Stones natürlich, aber auch Künstler aus der zweiten bis allerletzten Reihe. Billy Sanders etwa, dessen „Gartenzwerg-Marsch“ sich nie richtig durchsetzen konnte. Oder Paul Würges, von dem Matheja weiß; „Einen Hit hatte er nie, dafür bis heute einen umso besseren Ruf.“ Oberhaupt erweisen sich des Autors knappe Begleittexte als Born der Heiterkeit. Neben dem ganzseitigen Foto eines gewissen John Speaker steht zu lesen: „Charakterkopf. Echter Name? Amerikaner? Er tauchte kurz auf dem Vogue-Label auf und verschwand. Null-Hit-Wunder.“ Und Tony Joe White hat eine „Brummel-Stimme aus der Kniekehle“. Genau. 3,0 „In Their Own Write“ (Sanctuary, ca. 18 Euro) von Paul Gorman lässt Wehmut aufkommen, geht es doch um die Anfänge, den “ Aufstieg und den Ausverkauf des Musik-Journalismus. Von den Verlautbarungstexten der 50er und frühen 60er Jahre über Undergroundblätter und Personality Journalism bis zur fünften Kolonne der Marketingabteilungen. „Adventures In The Music Press“, erinnert und erzählt von den Protagonisten der Popschreibe in England. Absurdes Theater oft, aber nicht selten auch aufregend, bewegend, begeisternd. Kaum zu glauben aus heutiger Sicht, aber es gab mal eine Zeit, so zwischen 1974 und 1979, da war die Musikpresse mindestens so wichtig wie die Musik, über die sie philosophierte. Nicht unbedingt, weil die Kritiker damals visionärer waren, revolutionärer oder weniger egomanisch. Sondern weil sie ihre ureigene Radikalität publizieren konnten, weil es Freiräume gab für Freigeister. Nick Kent oder Mick Farren wären den domestizierten Redakteuren der Hochglanz-Gazetten von heute so willkommen wie Anzeigen-Stornos. Leckt ja jeder die Hand, die ihn füttert. 4,0
„Meile Haggard – Poet 0f The Common Man“ (Hal Leonard, ca. 30 Euro) ist die dritte von Don Cusic editierte Lyrik-Sammlung: Hank Williams, Willie Nelson und nun Merle Haggard. Der Blue-Collar-Poet, dessen Songs; die Sorgen und Nöte auf rechter Malocher j ebenso ernst nehmen wie die der gestrau- chelten. HaggardsiJ Geschichten handeln vom harten Alltag, seine Worte sind unverblümt,nie überhöht. Stolz und Trotz sind die Triebfedern seiner Helden, patriotisches Pathos und Honky-Tonk-Bierseligkeit sind ihre Sünden. Wobei die Anti-Hippie-Hymne „Okie From Muskogee“, wie The Hag versichert, „about 18 different messages“ transportiere. Ungleich wichtiger sind die Prison-Söngs und die Parabeln vom Leben und Sterben on the road: „White line fever/ A sickness born down deep within my soul/ White linefever/ The years keep flying by like high line poles.“ Groß. 4,5
„Pet Sounds“ (Helter Skelter, ca. 20 Euro) von Kingsley Abbot beleuchtet Sessions, i Hintergründe und Rezeptionsgeschichte, des Geniestreichs, Zu Wort kommen Be-. teiligte wie Hai Blaine und Bruce Johnston als auch Bewunderer wie Andrew Loog Oldham und Nancy Sinatra. „The Greatest Album Of The Twentieth Century“, urteilt der Untertitel. Die Wahrheit oder Euphemismus? God only knows. 4,0