Nat King Cole – The World Of…
Es ist zwar nur das absolute Pflichtprogramm – das „Very Best of“-Destillat aus dem „Classic Singles“-Box-Set, für das man bei Capitol seine Aufnahmen klanglich gründlich renoviert hatte, plus ein paar wenige exzellente Zugaben -, aber mit 28 die ganze Karriere abdeckenden Aufnahmen gar keine so schlechte Einführung. Für Kostproben wie die von den Aufnahmen mit Count Basie fehlte auf der randvollen CD genauso Platz wie für Spaße, die er sich mit Songs wie „Mr. Nat ,King‘ Cole Won’t Rock’n’Roll“ erlaubte.
Nicht fehlen durften die großen Hits, auch nicht „Ramblin‘ Rose“. Dass er diesen Sherman Brothers-Ohrwurm aufnahm, verübelten ihm viele Fans der ersten Stunde. Dass Bürgerrechtsaktivisten ausgerechnet Nat Cole damals des Verrats an der gerechten Sache bezichtigten, mutet im Rückblick total absurd an. Auch dass jemand wie dieser „King“ noch während der 50er Jahre wegen seiner Hautfarbe diskriminiert wurde und für Auftritte mit seinem Jazz-Trio im (natürlich kommerziellen) Rundfunk keine Sponsoren fand, kann man sich heute nur mehr schwerlich vorstellen. Da nutzte es nichts, dass er 1950 fast über Nacht mit dem durch den Film „Captain Carey“ populär gemachten Multimillionenseller „Mona Lisa“ (Oscar für den besten Filmsong) zu einem der beliebtesten Crooner des Landes geworden war. Eine wahre Goldmine für Capitol Records dazu. Wo man ihn natürlich ermunterte, weniger den ambitionierten Mann am Klavier als den Interpreten einschmeichelnder Balladen zu geben.
Von seinen Jazz-Neigungen mochte Nat Cole nicht lassen, die sind auch hier anfangs und am Ende gut dokumentiert. Er fühlte sich in seiner Nische ganz wohL Geld war nicht alles. Noch nicht. Zum Popstar avancierte er dann ab Mitte der 50er Jahre.
Zunächst mit dem arg banalen Schnülzchen „Darling Je Vous Aime Beaucoup“, 1943 schon mal ein Hit für eine gewisse Hildegarde. Besser war da schon „Answer Me, My Love“, das Joni Mitchell – Kettenraucher wie er – auf ihrem Standards-Album kongenial interpretieren sollte. In den nächsten Jahren hatte er mehr Top 20-Hits als Frank Sinatra – etliche von denen sogar wochenlang an der Spitze der Rhythm & Blues-Hitparade! Die alten Fans waren deswegen wieder mal erbost. Der schnöde Mammon schien ihn endgültig geblendet zu haben.
Ausgerechnet seinen besten Songs der späteren Fünfziger „Stardust“, „When I Fall In Love“, „You Made Me Love You“, heute wegen der wunderbaren Interpretationen geliebt war eher bescheidener Erfolg beschieden. Einem seiner seltenen Ausflüge ins Rock’n’Roll-Land mit „Send For Me“, bei dem unverkennbar Fats Domino Pate gestanden hatte, merkwürdigerweise doch. Und dann war da immer noch „The Christmas Song (Merry X-Mas To You)“. Dieser Dauerseller in seinem Repertoire – fehlt hier leider, darum halben Punkt Abzug! – war einfach zu gut. Also ließ sich Nat Cole – längst auch ein Großmeister des torch song ab 1960 breitschlagen, den und andere in seinen letzten Jahren neu aufzunehmen. „Stereofon“ jetzt, selbstredend.
Aber auf dieser CD findet man die Stücke in den originalen Hit-Versionen und überhaupt in allen Fällen die ursprünglichen Fassungen, nicht die Re-Recordings – anders also als bei den meisten von Capitol später skrupellos und schier endlos zusammengestellten Hit-Kompilationen.