Nelly Furtado – Folklore: Folklore im Hinterkopf, gute Beats und eingängige Melodien im Blut :: UNIVERSAL

So schnell kann’s gehen. Vom bunt schillernden Pop-Backfisch der Saison 2001 zur, tja: frischgebackenen Mutter. Wow, Nelly! Im Booklet posiert die Furtado nun als betörend-grüne Erdfrau, die sich bei einem einfachen Mahl (aber mit Lidschatten und Lip-Gloss) die Finger fettig macht und mit einem klapprigen Fahrrad offenbar gerade vom Markt zurückkommt, Körner, Früchte, Blumen im Korb. Ungeschminkt.

Der Vogel ist also gelandet. Und geht gleich auf Distanz zu den Überfliegern eines illusionären Medien-Pop-Betriebs, der ihre „ethnicity“ zu eliminieren versuchte habe, wie sie in „Powerless (Say What You Want)“ munter beklagt (und ausgerechnet zu einem Sample des großen Rock’n’Roll-Schwindlers Malcolm McLaren aus „Buffalo Gals“).

Und wo bleibt da die „Folklore“? Immer im schönen Hinterkopf natürlich, getragen vom Bewusstsein und Gespür für den guten Beat, die radiofreundliche Melodie, das entscheidende kleine Sound-Detail. Ein gutes Stück Prominenz hat sich Nelly Furtado für diesen Feldversuch ins Studio geholt, den man besser nicht „Weltmusik“ nennen sollte. Echte Musiker-Prominenz, keine flaue „Wer hat gerade einen Hit?“-Prominenz. DasKronos Quattet (!) fiedelt das „One-Trick Pony“ (das sie nicht sein will) auf die Weide und wieder zurück in den Stall. Das Banjo von Bela Fleck befeuert das lebenspralle „Forca“. Bezaubernd wie ein süßer Tagtraum zieht „Island Of Wonder“ vorüber. Brasil-Legende Caetano Veloso singt sogar mal englisch und Nelly ganz hinreißend, während Scratching und Traditional-Instrumente in einem akustischen Zwischenreich zusammenfinden, wo nicht hinter jeder Wendung gleich ein Image-Wechsel lauert. Dazu auch mal Mickey-Mouse-Funk auf den Spuren des Tom Tom Club („Fresh Off The Boat“). Oder eine flirrend-treibende Jugend-Erinnerung, auch an Shelleys Vergewaltigung hinter dem McDonald’s. „We never knew that we’d get caught up, stuck in the teenage waste, as we explode, as we explode“, singt Furtado, jetzt schwach genug, um wirklich explodieren zu können.

„Saturdays“ ist dann wirklich Folk in des Wortes geläufigster Bedeutung. Keine Beats, keine Kulisse, nur ihre Akustik-Gitarre und zwei Stimmen, die in knappen Worten in gut zwei Minuten eilig Tagesbilanz ziehen. Jarvis Church bringt Nelly mit seinen Falsett-Answer-Vocals zum Lachen und fast aus dem Konzept. Da war‘ man gern mal dabei, an so einem Samstag.

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