Nick Lowe – The Impossible Bird

Der ehemalige Kneipenrokker und technische Direktor der Gründungs-Punks ist über Nacht reich geworden: Tantiemen-Segen in siebenstelliger Dollar-Höhe für nur einen Titel auf dem „Bodyguard“-Soundtrack. Dann allerdings war Depression angesagt: Nick Lowes Freundin räumte ihren Kleiderschrank. Der „Old Basher“ ging in sich – und kam mit einem inspirierten neuen Album wieder ans Tageslicht.

Entwarnung vorab: Hier sondert keiner ungebeten jammerige Seelen-Sülze ab, auch wenn Song-Titel wie „Trail Of Tears“, „Where’s My Everything“ oder „I’ll Be There“ Süßstoff-Lawinen befürchten lassen. Nie zuvor hat Löwe seriös-intimer Songs geschrieben. Über dem grandios kompakten Ton-Zyklus liegen Melancholie und glaubwürdige Traurigkeit (nie aber klumpige Trauer). Erinnert der Auftakt „Soulful Wind“ (ein Pubrock-Scherzo im Cafe‘-Keese-Mix) noch an Lowes pure pop for now people“ aus den 80er Jahren, treten „The Beast In Me“ – von Johnny Cash gecovert -, „Shelley My Love“ oder „Lover Don’t Go“ umgehend den naturtrüben Weg in die Gefühswindungen an. Bestnoten gehen an „I Live On A Battlefield“ und „Withered On The Vine“: Sie gehören zum Besten, was Löwe je in Umlauf gebracht hat.

Allenfalls Frank Sinatra ist vor über 30 Jahren mit dem Klassiker „In The Wee Small Hours“ ein vergleichbar luftdichtes Stimmungsbild gelungen, das ohne künstlichen Betroflenheitsfaktor auskommt. Elvis Presley hätte in diesen Songs gebadet. Alt-Spezi Dave Edmunds wird sie alle lieben, und die Fließband-Autoren aus halb Nashville können vom vereinzelten ländlichen Touch nur träumen. Haudegen wie Paul Riley und Geraint Watkins (wundervolle Orgeleien) unterstützen ihren Arbeitgeber unaufdringlich filigran. Dem Graukopf – im übrigen ganz blendend beiStimme!- darf dieses authentische Kammerspiel uneingeschränkt abgekauft werden.

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