Nobody’s Hotter Than God :: Der fluffigste Britpop kommt derzeit aus Frankreich
Ähnliche Smashhits findet man sonst nur auf einem Best-of-Album der Kaiser Chiefs. Doch SOMA sind ein paar coole Franzosen, denen die Indie-ist-der-neue-Mainstream-Diskussion ziemlich wurscht ist und die sich auf „Nobody’s Hotter Than God“ als Engländer verkleidet haben, um das ein bisschen angestaubte Britpop-Genre mit griffigen Singalongs und zackigen Gitarren wieder aufzupolieren.
Im Doppelpack aus „Silver Spleen“ und „Rollercoaster“, mit dem sie die Platte eröffnen, machen SOMA ihren Job auch gleich richtig gut. Erst mit Mandolinen, dann mit elektrischen Gitarren verstärkt, hauen sie einem einen hymnischen Refrain um die Ohren. Später unterhält „Henry VIII“ mit synkopierenden, gegenläufigen Gitarrenlicks. „Letters To Unwrite“ kreist um einen funky Bass, ist ein bisschen Disco und ein bisschen Rolling Stones. Der Titelsong stampft zu einem bluesigen Riff hochdramatisch auf, „Nowhere Fast“ ist eine knallige New-Wave-Reminiszenz, „Punch The Clock“ ein Gitarrenpop-Ohrwurm.
Hatten sich SOMA auf ihrem Debüt „Jewel And The Orchestra“ (2009) noch getraut, auch mal auf Französisch zu singen („James Dean“), verschleiern sie auf „Nobody’s Hotter Than God“ ihre Herkunft perfekt. Wenn man will, kann man der Band vorwerfen, dass ihre Songs epigonal sind. Dass sie sich mit Nachahmungen britischer Gitarrenpop-Spielarten begnügen, wie man sie von den Kooks („The Brightest Side“), Franz Ferdinand („Several Days“) oder Coldplay („Morning Cain“) kennt. Aber die Franzosen sind so gute Kopisten, dass das nicht weiter stört. Und außerdem machen SOMA klar, dass sie nicht nur Britpop können. In „MLK’s Carol“ schielen sie nämlich auch noch nach New York und liefern den besten Strokes-Song seit Langem ab. Die Indie-Szene in den USA sollte sich in Acht nehmen vor diesen Franzosen. Wer weiß, was die als Nächstes vorhaben. (Epic/Sony) Gunther Reinhardt
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