Nuggets von Jörg Gülden

Roots, Gitarren, Singer/ Songwriter und Neuentdeckungen galore präsentiert die feine Compilation LUXURY LINER mit „Volume 1“ (Glitterhouse GRCD 4B). Acts, die man kennt – Rainravens, Haynes Boys, Blue Mountain oder Chris Burroughs – schätzt man ohnehin, und die man noch nicht kennt – Cheri Knight, Granfaloon Bus, Beacon Hillbillies oder Neal Casal – lernt man spätestens hier schätzen. Mit ca. 65 Minuten Musik ist diese Zusammenstellung ein faszinierendes Dokument amerikanischen Roots-Rocks jenseits aller Mainstream-Trampelpfade – und mit einem Preis von DM 9,90 (nur über Mailorder) fest geschenkt. We want more!

Neuentdeckungen wie die BUMPIN‘ UGLIES aus L. A. macht man immer gern, vor allem dann, wenn ein Debütalbum so überzeugend rüberkommt wie es hier „Dreaming Blue Sky“ (Taxim TX 2024-2 TA) tut Zwei Frauen und zwei Männer bewegen sich mit elektrischen und akustischen Gitarren, Mandolinen und Violinen versiert und elegant zwischen Folk und Pop und schaffen dabei Spannungsbögen, die man mit gläubigem Staunen quittieren muß.

Was die Black Crowes können, können SLIDE schon lange. Und besser! Nämlich den (wohlgemerkt: guten) Retro-Rock der Siebziger in modernem Gewand in die Neunziger zu transportieren. Auf „Forgiving Buckner“ (Your Name Here, Baby YNHSL 2715) entdeckt man gute, alte Bekannte wie die Stones, die Faces oder Free. Und wenn Sänger Wolf Wortis zur satten Hammond von Suzi Lee und den Keef-Rifls von Gitarrist Fane den Larynx strapaziert, dann sieht Chris Robinson uralt aus. Noch ein Superlativ gefallig? Believe it or not: Die elf Kracher dieser ROCK-Scheibe wurden in nur einem einzigen Tag eingespielt und abgemischt! Beat that!

Herrlich retro sind auch THE VAN DeLECKI’S aus North Carolina, nur mit dem kleinen Unterschied, daß sie sich in Merseybeat-Gefilden der Sechziger tummeln. Ihr „Letters From The Desk Of Count S. Van DeLecki“ (Permanent Press PPCD 52702) ist Reigen exquisiter Popsongs mit Harmony Vocals à la Honeybus, und dazu schrummeln entweder die akustischen oder plukkern die elektrischen Rickenbacker-Gitarren. Daß Producer-Guru Don Dixon (er spielt hier u. a. Baß) seine Finger im Spiel hat, adelt dieses ohnehin feine Werk.

„Go ahead and play it loud.“ fordert es im Booklet der DITCH WITCH-CD“5(ar>afto« Box“ (Grass Records 60150-13037-2). Was man gerne tut, denn auf ihrem zweiten Werk haben sie die Punk-Attitüde des Debüts vor der Studiotür gelassen und sich für jene Spielart von modernem Country entschieden, wie man sie von Blue Mountain oder den frühen Uncle Tupelo kennt Da braten die Gitarren (aber immer mit Gefühl), und der Druck von Baß und Drums garantiert, daß nicht eine Sekunde lang Heuboden-Atmosphäre aufkommen kann. An so einem Album müssen Wilco z. B. noch lange stricken.

Daß sich bei dem Album „Polar l“ (EFA CD 14737) spontan Erinnerungen an Michael Hurley einstellen, liegt auf der Hand, denn wie der hat auch Singer/Songwriter POLAR sein Werk im Alleingang geschrieben, produziert, gemixt und (von wenigen Ausnahmen, wo er von Baß, Drums und Background-Vocals begleitet wird, mal abgesehen) in der heimischen Küche aufgenommen. Daß dieser Minimalismus in Songs voller Melancholie gipfelt und man nicht umhin kommt, an den genialen Nick Drake zu denken, ist sicherlich Polars irischen Wurzeln zuzuschreiben. Hier hat einer mit ganz geringen Mitteln etwas ganz Großes geschaffen.

Bewährtes Arizona-Wüsten-Feeling liefert CHRIS BURROUGHS wieder mit „Cluäer“ (Blue Rose BLU CD 021). Wenn man sich von Freunden wie Bruce Halper (Sand Rubies) oder Joey Burns (Giant Sand) begleiten läßt, dann kann nur feinster Country-Rock dabei rauskommen.

„The Dope, The Lies, The Vaseline“

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