Nuggets von Uli Schüler & Jörg Feyer

Rotziger Rock a la Billy Punk mit einer gehörigen Portion Trash und Surf sind einige Attribute, die auf SIMON AND THE BARSINI-STER anzuwenden wären. Produziert wurde diese grandiose, stilübergreifende Mixture von Eric (Del Lords) Ambei, der hier auch auf der Gitarre und an den Stimmbändern mehr als nur aushilft. „Look At Me I’m Cool“ (Upstart CD 023) hat was von den Flamin‘ Groovies der Sechziger, ohne auch nur im geringsten Gefahr zu laufen, altbacken oder antiquiert zu wirken.

Aufgenommen am 3. April 1976 im Beacon-Theater in New York: ein exzellentes Doppel-Album von KINGFISH. Ohne nen nenswerte Verspätung erblickt also Jn Concert“ (King Biscuit 80062) das Licht der Plattenwelt. Die Band um Bob Weir (Grateful Dead) und DaveTorbert (New Riders Of The Purple Sage) sowie Matthew Kelly bewegt sich hier nochmals mit blitzsauberen Gitarren perfekt zwischen Funk, Blues und Rock’n’Roll. Nicht nur für Deadheads dürfte diese Party ein Wiedersehen der ungetrübten Freude sein. Und das was so richtig ins Blut geht, sollte man sich nicht auch noch durch die Nase gehen lassen! Jetzt noch ein paar „Hitsted Words“ (Fundamental HYMN 5) aus Richmond, Virginia. Mit dieser Kombination aus Blues, Rock, Country und Folk lassen sich gleichfalls Tresore öffnen. Wer hier nicht die Ohren verschließt, dürfte keine größeren Schwierigkeiten haben, die USED CARLOTTA zu knacken. Songs wie „Nothin‘ Real“ oder „Through With You“ hätten sich auch auf dem sagenhaften Debüt eines Will T. Masey behaupten können. Einige Popularität erlangten Used Carlotta immerhin schon als Vorturner bei Warren Zevons Amerika-Tournee 1994, und dafür, daß wir diese bodenständige Cracker-Ausgabe sonst wahrscheinlich nicht so schnell kennengelernt hätten, gebührt Zevon unser besonders herzlicher Dank.

Härtere Töne schlagen da schon die von Michael Been (The Call, H. P. Lovecraft) produzierten BEQ-OARS an. Erst nach und nach öffnet sich dieses gewöhnungsbeürftige Album dem Hörer. Auch wenn es schon nach dem erstem Durchlauf funkt, ist das nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was einen da noch erwartet. Gitarren, die uns mal zart, mal hart in psychedelische Gefilde entfuhren, küssen Erinnerungen an The Call wach, die auf dem unbenannten Erstling (Island USA 314-524 084-2) der Beggars den Verlust etwas leichterwerden läßt, ohne auch nur im Ansatz plakativ zu wirken.

Was macht ein Mann, der keinen Platz mehr hat in einer ihm zunehmend fremden Welt? Wenn er ein amerikanischer Songwriter ist wie ELLIOTT MURPHY, nimmt er sein neues Album „Selling The Gold“ (Blue Rose/RTD) in Belgien auf, flüchtet sich darauf in milden Zynismus („I Love .Taste The Good Life“), gibt kulturpessimistisch motivierte Ratschläge („Why don’t we try to get quiet – and try to read a book“), trauert alten Meistern hinterher („Is Fellini Really Dead?“), sehnt gemeinsam mit Bruce Springsteen einen warmen Frauenschoß herbei („Everything I Do“) – und findet zwischendurch sogar die Kraft für die flotte „On The Road“-Humoreske „Buddy And Peggy Sue“. Nicht schlecht für einen man outoftime.

Entwarnung für alle, die sich zuletzt nicht ganz unberechtigt Sorgen um WALTER SALAS-HU-MARA gemacht hatten. „Radar“ (Normal/Indigo) erinnert nicht nur wegen der Rückkehr von Violinistin Mary Rowell ins Line-Up angenehm an die frühen Silos-Meilensteine. Heimliche Hits und minimalistische Rätsel sind die Pole einer sehr konzentrierten Songschreiber-Leistung. Nach diversen Carols, Susans, Margarets und Carolines will Salas-Humara diesmal von einer gewissen „Evangeline“ wissen, was sie denn zu ihm geführt habe. Das Reverb? Die Snare-Drum? Die „wundervolle“ Gitarre? Oder doch der Baß? Wahrscheinlich irgendwie alles zusammen. Und noch viel mehr.

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