Oasis

Be Here Now

Das grandios gescheiterte dritte Album wird 20 Jahre alt

Die Leute wollten Noel ­Gallagher 1997 straucheln sehen, den größenwahnsinnig auftretenden Komponisten, der im Koksrausch eine Wall of Sound nach der anderen errichtete. Dabei war „Be ­Here Now“ zunächst ein Meilenstein des Wunschdenkens, es gab vorschnelle euphorische Rezensionen, den Traum, die Brit-­Invasion möge weitergehen. Bei ruhigerer Betrachtung erschien das Werk schlicht aufgeblasen.

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Allein die verschlungenen Melodien jedoch, bei „Magic Pie“ ­etwa, machen das dritte Werk zu einer Schatztruhe, in der sich heute noch Kostbares finden lässt. Eine selbstbewusstere Vorabsingle als „D’You Know What I Mean?“ leisteten Oasis sich nicht mehr, die Rotoren­geräusche klingen wie der Hubschrauberkrieg von „Apocalypse Now“. Schon die Ankündigung, dass die Single fast acht Minuten lang sein werde, war – neben dem sechseinhalbminütigen „Para­noid An­droid“ von Radiohead – das Ereignis des Frühsommers.

9:38 Minuten

Mit „Stand By Me“ arbeitete die Band jedoch unfreiwillig allen Kritikern zu, die sich an überdeutlichen Beatles-­Referenzen störten. „All Around The World“? Als hätte man „Hey ­Jude“ für einen Jingle umgeschrieben. Wie mächtig Oasis punktuell noch sein konnten, zeigte die Chart-Position des Songs: Nummer eins, mit 9:38 Minuten die längste Single in Großbritannien.

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Die „Chasing The Sun“-Edition mit drei CDs, erschienen 2016, enthält unter anderem die von Noel statt von Liam Galla­gher gesungenen „Mustique Ses­sions“ von 1996. Schon irre, selbst das Demo von „My Big Mouth“ ist muskulöser als manche späteren, fertig ausgearbeiteten Stücke, ­etwa die auf „Don’t Believe The Truth“ (2005). Die Box beinhaltet auch das Beatles-Cover „Help!“. Dass Lennon sein aufputschendes Lied nie als Spaß verstand, sondern vor Fans flüchten wollte, ist ja bekannt. Noels einzigartig traurige Fassung brachte auch seine Situation auf den Punkt. Cool Britannia war vorbei.

Die Einsamkeit des Britpoppers, wie er am falschen Ort mit Akustik­gitarre auf der Bühne steht, verdeutlicht der Titel­zusatz von „Help!“: „Live in L.A.“ (Big Brother)