Oh Boy :: Regie: Jan-Ole Gerster
Eines der mutigsten, witzigsten, sinnlichsten deutschen Kinowerke seit Jahren ist Gersters Spielfilmdebüt, das ähnlich wie David Wnendts „Kriegerin“ dem Zuschauer die Emotionen eines zwiespältigen Charakters zumutet. Sein Porträt eines ziellosen Endzwangigers enthält mehr Fragen als Antworten, zeigt eher, als dass es bewertet, und stellt den klar strukturierten Erwartungen der Gesellschaft ein diffuses Lebensgefühl gegenüber. Niko (Tom Schilling) hat sein Jurastudium abgebrochen und nicht mal mehr Kleingeld für einen Kaffee, da sein Vater (Ulrich Noethen) die finanzielle Unterstützung streicht. So beginnt morgens ein Streifzug bis in die Nacht hinein, bei dem er mit seinem aufgedrehten Kumpel (Marc Hosemann) auf allerlei skurrile Leute trifft und schließlich seiner einst missachteten ehemaligen Mitschülerin (Friederike Kempter) begegnet. Mit seinen berückenden, von einem Jazzscore unterlegten Schwarz-Weiß-Bildern ist Gersters episodenhafte Tragikomödie pointiert wie „Coffee And Cigarettes“ von Jim Jarmusch, melancholisch wie Woody Allens „Manhattan“. Von Schilling glaubwürdig verkörpert, starrt der nachdenkliche Verweigerer Niko mit leerem Blick auf die Absurditäten des Alltags 2013; und muss doch erkennen, dass er selbst ein selbstgefälliger Sonderling ist.
Hier gibt’s den Trailer zum Film: