Paul Weller :: Days Of Speed

Jemand schrieb anlässlich des Songs „Sweet Pea, My Sweet Pea“, man könne sich Paul Weiler jetzt als Straßenmusiker mit Klampfe und einem Affen mit Schellen auf der Schulter vorstellen. Das illustriert das Verhältnis, das die Engländer heute zu einem ihrer begabtesten Songschreiber haben. Weller war eine Zeit cool, dann kamen der kurze heiße Sommer und der lange, lange Herbst. Weller ging durch jedes Stahlbad, vermied keine Peinlichkeit, wechselte jedes Label und stand am Ende vor der Leere seines Ruhms: Er war der Dad in Dadrock.

Der Plattenvertrag war eh wieder weg, und so machte Weller es wirklich: Er nahm seine Gitarre und ging auf Tournee. Nur der Affe und die Schellen fehlten. Weller brachte seine Songs, und wenn es je wahr war, dass jemand sich die Seele aus dem Leib spielte und die Finger blutig, dann war dieser Mann Paul Weller. Hat er seine Songs früher von einer muskulösen Groove-Gang von Muckern zurichten lassen, feiert er jetzt den schlichten Akkord, die Einsamkeit, den Kampf. Nach The Jam, The Style Council, fünf Solo-Alben, dazu Live- und Best-Of-Sammlungen haut Weller die Stücke heraus, dass es schmerzt. „Days Of Speed“ ist Wellers schönste Platte geworden.

Hier ist jemand außer sich und ganz bei sich selbst, und so gern das behauptet wird: Finden Sie mal so eine Live-Platte. Weller beginnt mit „Brand New Start“, aber was er dann aus „Out Of The Sinking“, „Clues“, „English Rose“ und „You Do Something To Me“ macht, hätte man den Alten niemals mehr zugetraut. „Amongst Butterflies“ und „Science“, fast vergessene Songs vom ersten Album und von „Heavy Soul“, sind plötzlich Kracher. „Down In The Seine“ von „Our Farourite Shop“: wie schön. „That’s Entertainment“: wie eben geschrieben. Das ohnehin großartige „Love-Less“ von „Heliocentric“: ein tearjerker. „Headstart For Happiness“ erinnert noch einmal an die ersten, glänzenden Momente des Style Council. Weller schließt etwas enttäuschend mit „A Town Called Malice“ statt mit „Going Underground“.

Im selben Moment, da es nicht mehr weiterging, wird hier eine Karriere geerdet und gerundet. Und alles glückt. Maximalen Respekt.

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