Pearl Jam

„Dark Matter“

Monkeywrench/Universal (VÖ: 19.4.)

Mit Andrew Watt finden Pearl Jam zu alten Stärken zurück.

Der erste Song auf dem zwölften Studioalbum von Pearl Jam hat einen Titel, den ihre Fans wahrscheinlich sofort nachvollziehen können: „ Scared Of Fear“. Ein bisschen Angst war zuletzt dabei, wenn ein neues Werk angekündigt wurde: Wird es wieder nur ein ordentlicher Aufguss der alten Großtaten? Bei „Lightning Bolt“ (2013) und „Gigaton“ (2020) war das so, obwohl es immer gute bis sehr gute Songs gab. Das letzte durchgehend grandiose Album war aber „Yield“ (1998). Da reicht auch „Dark Matter“ nicht ran. Vielleicht wäre das zu viel erwartet im 34. Jahr.

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Angeblich nur drei Wochen verbrachten Pearl Jam in den Shangri-La Studios in Malibu mit Andrew Watt, dann waren die elf Songs fertig. Warum sie neben Watt noch Josh Klinghoffer brauchten, bleibt ihr Geheimnis. „Fünf Gitarristen sind besser als drei“ klingt et was nach Spinal Tap, so breitbeinig kommen Pearl Jam zum Glück allerdings ja doch nie daher. Watt, der zuletzt praktisch alles von Miley Cyrus bis zu den Stones produziert hat (und Eddie Vedders „Earthling“), baut ihnen einen wuchtigen, schön unsumpfigen Sound hin.

Die Melodien sind diesmal größer, Arrangements und Ausführung ausgefuchster

Nach dem soliden Auftakt singen sie mit „React, Respond“ ein schwer groovendes Loblied auf die Impulskontrolle. Die Melodien sind diesmal größer, Arrangements und Ausführung ausgefuchster, doch hier wie besonders bei den zarteren Stücken, „Wreckage“ oder „Won’t Tell“, ist der Sänger jederzeit der eindeutige Star der Show. Natürlich hat er wieder einiges zu beklagen: „Visited by thoughts/ And not just in the night/ That I no longer give a fuck/ Who is wrong and who’s right.“ Hier geht es um eine Liebe, trifft aber sicher auch auf die desolate Gegenwart zu.

„Running“ hört sich nach viel Wut an, „Got To Give“ nach einem letzten verzweifelten Aufbäumen in der Hoffnung auf Gemeinschaft. Trotzdem wird es insgesamt gar nicht so finster – der Titelsong erinnert anfangs sogar an Joan Jetts „I Hate Myself For Loving You“, das kann nur Freude machen. In „Upper Hand“ singt Vedder: „I hope the people are smiling/ And I hope that today and everyday is grand.“ Pearl Jam sind es jedenfalls. Die letzten Worte: „Let us not fade.“