Per Anders :: Per Anders

Das Berliner Duo macht ganz undeutschen, romantischen Folk.

Nein, bei Per Anders handelt es sich nicht um einen schwedischen Handballnationaltorwart! Allerdings: Die Musik des Duos aus Berlin-Köpenick hat durchaus etwas Skandinavisches und könnte in einer schwedischen oder finnischen Waldhütte mit Ofenrohr entstanden sein – anstatt unweit der Alten Försterei. Wir-sind-Helden-Trommler Pola Roy und Tele-Bassist Jörg Holdinghausen, der hier vor das Mikrofon tritt und alle restlichen Instrumente spielt, klingen bei ihrem Sideproject herrlich undeutsch: nicht nach Tele, nicht nach Wir sind Helden, nicht nach Tapete Records, nicht nach Thees Uhlmann, nicht nach Betroffenheit. Sie klingen … anders: Sehr privat, sehr idiosynkratisch, fern von Raum und Zeit und Aufenthaltsort, losgelöst von der Zivilisation, von den Farben, wie wir sie kennen.

So wie die düstere Winterlandschaft auf dem Cover, die die Stimmung perfekt wiedergibt, geben sich die psychedelisch und mitunter sakral angehauchten Folksongs gleichzeitig romantisch und urwüchsig. Bei den Streifzügen durch die dichten Wälder trifft man denn auch schon mal auf einen Tierfriedhof („Timewheel“) und findet ein einsames Klavier auf der Lichtung. Oder ein Holzblasinstrument im Geäst. Und wenn man ganz viel Glück hat, lugt hinter einer Blautanne Nick Drake hervor. Die liebliche Stimme von Judith Holofernes bricht wie die Sonne durch die Bäume, während der Herr Gatte beim Trommeln Raureif im Bart hängen hat. Sagte ich, dass man sich reinlegen kann in diese Nebellandschaft? Man kann, doch, doch! Der bessere Soundtrack zu „Into The Wild“, möglicherweise …

Nun wissen wir auch, was „winterige Lieder“ (O-Ton Judith Holofernes) sind. (Anders Records/Wintrup)

Frank Lähnemann

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